Kindheit zwischen Wende und Neubeginn

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Laura Laabs erzählt in ihrem Debüt die Geschichte von drei Mädchen, die in den 1990er-Jahren am Berliner Adlergestell groß werden. Ihre Kindheit fällt in die Zeit direkt nach der Wende, geprägt von Unsicherheit, Aufbruch und vielen Brüchen. Mit trockenem Humor und oft aus einer kindlich-naiven Perspektive werden Alltag, Freundschaft und die Veränderungen im Viertel geschildert. Eingestreute Erinnerungen, Werbeanzeigen oder Beobachtungen aus der Sicht anderer Figuren machen das Bild noch vielfältiger und authentischer.

Der Schreibstil ist klar. Besonders gelungen ist, wie die Autorin die Stimmung der Nachwendezeit einfängt und spürbar macht, wie stark diese Jahre die Menschen geprägt haben. Allerdings bleibt die Erzählung stellenweise fragmentarisch, und die vielen Zeitsprünge reißen etwas aus dem Lesefluss. Auch die Entwicklung der drei Freundinnen hätte ausführlicher erzählt werden können.

Trotz kleiner Schwächen überzeugt „Adlergestell“ durch seine Atmosphäre, die genaue Beobachtungsgabe und die ungewöhnliche Perspektive auf die 90er-Jahre. Ein lesenswertes Buch, das zum Nachdenken über Identität, Veränderung und die Folgen der Wende anregt.