Entflammt

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milena Avatar

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Ben Macintyre ist es hoch anzurechnen, dass er es geschafft hat, einen historischen Stoff so zu erzählen, dass man gefesselt und neugierig weiter und weiter liest. Agent Sonja ist einer der Decknamen von Ursula Kuczynski, die aus Berlin stammt und in wohlhabende jüdische Familienverhältnisse hineingeboren wurde. In ihrer Kindheit und Jugend spielten aber weniger ihr Vater, René Kucynski, ein Statistiker, noch ihre Mutter Berta die prägende Rolle. Olga Muth, das Kindermädchen hielt die Fäden in der Hand, was die sechs Kinder betraf. Ursula wird uns Lesern als sehr willensstark und schnell begeisterungsfähig beschrieben. So kommt es, dass ihr Weg in die Kommunistische Partei von einem glühenden Fanatismus für die Sache geprägt ist. Ihr Ehemann Rudolf Hamburger, mit dem sie nach China umsiedelt, umfasst gar nicht die Umtrieben seiner Frau, die sich längst in Richard Sorge, den Rekrutierer für den sowjetischen Geheimdienst, verliebt hat. Er ist es auch, der ihr den Namen Sonja verpasst. Ihre Vorhaben werden immer gewagter, scheinbar angstfrei agiert sie in immer gefährlicheren Missionen. Erstaunlich dabei ist ihr Verhältnis zu ihren drei Kindern, die von drei verschiedenen Vätern stammen. "Das gespannte Verhältnis zwischen den Anforderungen von Politik und Mutterschaft begann an dem Tag, als Ursula Mutter wurde, und dauerte für den Rest ihres Lebens an." (S. 71) Mich hat das Buch sehr begeistert, auch wenn ich oft zwischen Sympathie für Sonja und Kopfschütteln über ihre scheinbare Naivität und Skrupellosigkeit schwankte.