Leidenschaft und Überzeugung

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Es ist erstaunlich, wie ausführlich Ben Macintyre das Leben von Ursula Kuczynski recherchiert hat. Bis ins kleinste Detail erfährt man als Leserin alles über das Leben der Top-Spionin von ihrem 16. Lebensjahr an. Gleichzeitig ist dieses Sachbuch, das sich fast wie ein Agenten-Thriller liest, eine Reise durch die jüngere Geschichte. Man begleitet Ursula von der 1.-Mai- Demonstration 1923 bis zum Jahr 2000, in dem sie im Alter von 93 Jahren stirbt, durch den Nationalsozialismus, durch viele verschiedene Länder, ihr Leben und Arbeiten in der DDR. Der Autor beschreibt eine Frau, die für den Kommunismus lebt und sich immer wieder in tödliche Gefahr begibt. Die gleichzeitig Mutter, Ehefrau und Top-Spionin ist, dabei jedoch auch von Ängsten geplagt wird. Unbeirrbar geht sie ihren Weg, überzeugt von ihrem Kampf für den Kommunismus. "Sie lebte mehrere komplette Leben in einem einzigen, sehr langen Leben, war eine Frau mit mehreren Namen, zahlreichen Rollen und vielen Verkleidungen."
Interessante Wegbegleiter säumen ihr Leben, hier erfährt man für meinen Geschmack jedoch manchmal ein bisschen zu viele Informationen und Namen, die es bisweilen beschwerlich machen, den Überblick zu behalten.
Spannend zu lesen ist auch, wie knapp und mit wieviel Glück sie manchmal der Enttarnung entgangen ist. Oftmals war dies auch nur der Tatsache zu verdanken, dass sie eine Frau und Mutter war und deshalb in einer von Männern dominierten Welt unmöglich eine Spionin sein konnte.
Es fasziniert mich, wie eine Frau so überzeugt von ihrer politischen Einstellung gegen alle Gefahren ihr Leben dem Kommunismus widmet. Hätte es Ursula Kuczynski nicht wirklich gegeben, würde man dem Autor eine blühende Phantasie bescheinigen.
Ein Buch, das sich für ein Sachbuch spannend und unterhaltsam liest und einen durch die Zeitgeschichte begleitet.