Sonja, die Topspionin

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rosenfreund Avatar

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Ich bin sehr an Werken mit historischen Themen interessiert, besonders an solchen, welche die Entstehung des 2.Weltkrieges behandeln. Die kommunistische Lehre und die brutale faschistische Strömung, die während der Weimarer Republik aufkeimten, waren Gegenpole und werden sehr gut beleuchtet. Einen Spionageroman, der auf Fakten basiert, habe ich bisher noch nicht gelesen. Deshalb konnte ich mein Allgemeinwissen sehr erweitern, indem ich Sonjas Kampfgefährten Agnes Smedly und Richard Sorge „kennenlernen“ konnte. Besonders hat mich aber die Atomspionage um Klaus Fuchs interessiert, die über Doppelagenten informiert und deutlich macht, welche Rolle die Alliierten und Russland spielten und wie es zum kalten Krieg kommen konnte.
Die Protagonistin Sonja ist überzeugte Kommunistin, kann aber nur aus Abenteuerlust und absoluter Leidenschaft diese lebensgefährliche Spionagetätigkeit erfüllen. Sie ist sehr differenziert beschrieben, aber auf mich wirkt sie, wie eine „Getriebene“, die, ohne Rücksicht auf mögliche Verluste, ihre Kinder und 3 Ehemänner mitreißt und gefährdet. Andererseits kann man nur mit absoluter Unterwürfigkeit Moskaus Geheimdienst gegenüber so herausragende Dinge, wie z. B. Ein Bombenattentat auf Hitler, bewerkstelligen.
Das Cover mit dem riesengroßen Titel in rot stellt die Farbe der kommunistischen Partei dar. Es passt also perfekt zu der Thematik dieses Werkes. Sonja im Zentrum mit ihrem Fahrrad in bedrückendem grau, zusätzlich die bedrohlichen Flugzeuge, weisen sehr gut auf diese außergewöhnliche und mutige Topspionin hin.
Der Bestsellerautor, Ben Macintyre, hat ein meist spannendes Sachbuch in faktenbezogener, wenig romantisierender Diktion geliefert, welches gut und zügig zu lesen ist, wenn man die riesengroße Fülle an Informationen und die sehr zahlreichen Personen auch mal überliest. Dabei hat er sehr gut recherchiert und ein äußerst beträchtliches Quellenverzeichnis geliefert, welches ich allerdings nie zu Rate gezogen habe. Gut haben mir die vielen Fotos im Innenteil gefallen.
Als „Wessi“ war ich mit Ruth Werner, so hieß Sonja in der DDR, wohin sie nach ihrer Enttarnung geflohen war, nicht vertraut. Umso mehr hat es mich interessiert, dass sie dort selbst ein Buch mit dem Namen „Sonjas Report“ über ihre Agententätigkeit verfasst hat. Nach diesem Werk wurde in der DDR sogar ein Film gedreht. Ihre Persönlichkeit fasziniert im englischsprachigen Ausland, daher hat Ben Macintyre, ein Engländer und millionenfacher Bestsellerautor im Spionagebereich, es sich zur Aufgabe gemacht, über Sonja zu recherchieren und auf Englisch zu schreiben.
Das umfangreiche Werk hat meine absolute Leseempfehlung.