Zwischen Spionage und Familie

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igirl Avatar

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Anfangs liest sich das Buch für meinen Geschmack etwas zäh. Sehr viele Personen, Orte und kurze Ereignisse jagen sich während der ersten Kapitel. Der Zusammenhang zwischen den Personen in den Kinder-/Jugendjahren Ursulas sind nicht leicht nachzuvollziehen. Ursula steht zunächst im Schatten ihres Bruders Jürgen. Im Gegensatz zu ihm bleibt ihr ein Studium versagt. Noch in den Jugendjahren wird sie zu einer überzeugten Kommunistin und schließt sich entsprechenden Bewegungen an. Mit zunehmendem Einfluß des Nationalsozialismus gerät die gesamte Familie, jüdisch und kommunistisch, unter Druck und geht nach und nach ins Exil. Bereits davor heiratet Ursula Rudi und beide gehen nach China, das sich im Krieg mit Japan befindet. Ursula bekommt in China ihr erstes Baby und schließt sich einer Gruppe Kommunisten an, denen sie die Wohnung der Familie für Treffen zur Verfügung stellt. Ursulas Agentenkarriere beginnt mit ihrer Affäre mit Richard Sorge, einem Topagenten Russlands. Sie bekommt weitere 2 Kinder von verschiedenen Männern mit denen sie bzw. die mit ihr zusammen arbeiten. Trotz ihrer drei Kinder ist sie eine wichtige für Russland spionierende Aktivistin, die neue Agenten akquiriert, Informationen weitergibt und Aktivitäten plant, die in mehreren Ländern stattfinden.

Das Buch hat eine sehr hohe Informationsdichte, die über mehrere Jahrzehnte reicht, zahlreiche Personen beinhaltet und Ursulas Schlüsselrolle während der vielen Aktivitäten vor, während und nach dem 2. Weltkrieg beschreibt. Dennoch ist es gut zu lesen und bietet einen gelungenen Überblick zur Weltgeschichte des Kommunismus. Sehr gut finde ich die im Buch enthaltene Sammlung von Fotos der zahlreichen Akteure. Der Autor zeigt die Protagonistin Ursula als eine äußerst facettenreiche Frau, die Eigenschaften vereint von skrupellos, furchtlos, bedenkenlos bis zu charakterfest, prinzipienfest, standfest. Ich tue mir schwer damit, ob sie eher verachtenswert oder eher bewundernswert ist. Bewundern kann ich ihre ungebrochene politische Überzeugung und ihren stetigen Einsatz dafür. Verachtenswert finde ich wie sie ihre eigenen Kinder und ihre Familie gefährdet. Nichtsdestotrotz hat mich der Lebensweg Ursulas beeindruckt.

Mein Fazit: Das Buch ist eine gelungene Mischung aus Biografie und Spionagethriller über eine beachtenswerte Frau.