Mord an einer Umweltaktivistin

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bookworld91 Avatar

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„Die Bilder der Toten schienen sich in ihre Netzhaut eingebrannt zu haben, und Vince ging es sicher auch nicht anders. Gleichwohl war es das erste Mal in ihrer gemeinsamen Zeit, dass ihm der Appetit verging.“ (S.18)
Das Zitat aus „Agonie“ verdeutlicht, wie grausam die Umweltaktividtin Mira Mönchshagen ermordet wurde. Doch was war passiert?
Die beiden Polizisten Jagoda Milosevic (Milo) und Vincent Frey (Vince) haben es mit einen besonders grausamen Mord zu tun: die Umweltaktivistin und Influencerin Mira Mönchshagen wurde zugerichtet wie ein Schlachtvieh. Da Vince nach einem Dienstunfall auf den Rollstuhl angewiesen ist und Milo Probleme mit ihrer festen Partnerin hat, mischen sich Privatleben und Ermittlungen gerne mal miteinander. So kommt es auch zu übereifrigen, eigenen Ermittlungen, welche dienstliche Ermahnungen mit sich bringen. Das ändert sich auch nicht, als weitere Morde passieren…
Ich persönlich habe diesen Krimi sehr genossen. Lea Adam, ein Pseudonym für zwei Autorinnen, schaffen es, das heikles Thema Umweltaktivismus spannend zu verpacken. Da spielen Reisefotos genau so eine große Rolle wie USB- Sticks. WhatsApp Chats werden zum Türöffner in Verhören. Und unauffällige Kleinigkeiten gewinnen an Bedeutung.
Aber nicht nur das Thema des Mordes erscheint mir wichtig- auch die privaten Themen wie Verlustängste und Depressionen sowie der Umgang mit einer plötzlichen körperlichen Beeinträchtigung spielen eine Rolle. Das zeigt nicht nur, wie im Zitat verdeutlicht, dass Polizisten Menschen mit Gefühlen sind, sondern auch, welche Probleme der Job mit sich bringen kann. Die Frage „Bin ich gut genug im Job?“ kommt oft einher mit „Wie halte ich meinen Partner aus dem Fadenkreuz?“. Ich finde, dass Lea Adam am Beispiel von Milo und ihrer (geheimen) Partnerin verdeutlichen, wie groß Milos Sorge ist, dass ihrer Sophie etwas passieren könnte. Und Vince fragt sich in regelmäßigen Abständen, wie er manche Sachen hätte verhindern können. Das ist eine Frage, wie sie nach Verlust oder Versagen oft im Kopf rumgeistert. Daher haben Lea Adam die Bedürfnisse perfekt umgesetzt.
Auch die Spannung hat das Autorendoppel auf den Punkt gebracht. Durch neue Ansätze, verdeckte Ermittlungen, unbedachtes Eingreifen und einen Einsatz von Leib und Leben kommt immer wieder Spannung auf. Das wird durch Rückblenden und damit verbundenen Sichtwechseln unterstützt. Natürlich dürfen Sarkasmus und Humor nicht fehlen, aber die Spannung bleibt zum zerreißen gespannt. Eine echte Empfehlung für Krimifans, die blutige Beschreibungen ebenso abkönnen wie Ermittlungsfehler. Fünf Sterne.