Spannung vermisst

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kraberg Avatar

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Den Anblick, der sich Milo und Vince in der HafenCity Hamburgs, dem Tatort eröffnet, werden sie so schnell nicht vergessen. Wie Schlachtvieh wurde eine bekannte Influencerin in ihrem Loft umgebracht. Die Tote setzte sich aktiv für das Tierwohl und den Umweltschutz ein. Liegt hier das Motiv für die grauenhafte Tat?
Für den Anfang des Buchs braucht man starke Nerven. So grausam sind die Beschreibungen zum Leichenfund. Da mich so etwas aber nicht abschreckt, bin ich neugierig geworden, was dahintersteckt. Doch leider konnte ich keine richtige Spannung im Folgenden empfinden. Denn der Leser erahnt bereits sehr früh wer hinter der Tat stecken könnte. Viel Raum gibt die Autorin auch in diesem Teil wieder den Gefühlswelten der beiden Hauptermittler, Milo und Vince. So ist Milo noch immer nicht bereit sich ihrer serbischen Familie anzuvertrauen, was ihrer aktuellen Liebe massiv im Wege steht. Zum anderen ist Vince nach dem letzten Einsatz, bei dem er eine lebensbedrohliche Schussverletzung erlitt, noch immer nicht voll einsatzfähig. Will aber auch nicht zu Hause bleiben. Milo hat ihm gegenüber noch immer ein schlechtes Gewissen. Schließlich hat er durch seinen damaligen Einsatz ihr das Leben gerettet. Das Gefühlschaos ist alles verständlich und nachvollziehbar, nur trägt es nicht dazu bei einen Spannungsbogen aufzubauen. Sehr gut gelungen fand ich die Beschreibungen zu den Haltungsbedingen in der Massentierhaltung und wie grausamen diese Tiere dann getötet werden. Nur um den Verbrauchern billiges Fleisch anbieten zu können. Ein zweischneidiges Schwert, bei dem von Tierwohl keine Rede sein kann und bei dem die Verrohung der dort arbeitenden Menschen unweigerlich die Folge ist. Hier die Missstände aufzuzeigen und den Leser zum Nachdenken anzuregen ist Lea Adam sehr gut gelungen.
Doch insgesamt fehlte es mir an Spannung und so gebe ich 3 Lese-Sterne.