Kein Krimi - aber unterhaltsam

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heather_h Avatar

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*INHALT*
Trixi Gellert ist froh, als ihre Zeit als Redaktionsaushilfe beendet ist und freut sich schon darauf, das neu verdiente Geld ausgeben zu können, als der Chef des Reiseführerverlages ihr eine Vollzeitstelle anbietet. Er ist begeistert von ihrer neuen Reiseführeridee - nicht ahnend, dass die Idee von Trixis 15-jähriger Nichte Rachel stammt, die sich damit für ein Schülerpraktikum bewerben wollte.
Für die ersten Nachforschungen wird also ein Kurzurlaub auf Norderney gebucht, bei dem Trixi prompt über eine Leiche stolpert. Während weiterer Besuche auf der Insel versucht sie, ihre verschiedenen "Tarnungen" aufrecht zu erhalten, damit niemand (und schon gar nicht die Konkurrenz) von dem Geheimprojekt erfährt und nebenbei alle Informationen über den ersten Mord zusammenzutragen. Doch es bleibt nicht nur bei diesem einen Mord und Trixi stellt bald fest, dass sie einen Verfolger hat..

*MEINE MEINUNG*
Mit einem Krimi hat das Buch nicht viel zu tun.
Es findet de facto keine Ermittlungsarbeit statt, und dass Trixi überhaupt mit der ganzen Geschichte in Berührung kommt, ist dem Zufall geschuldet.

Der Schreibstil hat mir viel Spaß gemacht. Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben und gibt so Einblicke in Trixis Gefühls- und Gedankenwelt, weshalb ich mich gut in sie hinein versetzen konnte. Die Autorin schreibt witzig und humorvoll, ohne es zu überspitzen. Dadurch ergibt sich eine sehr kurzweilige, heitere Geschichte.

Ein wenig genervt hat mich jedoch die Protagonistin. Sie ist 31 Jahre alt, jedoch so naiv, unselbstständig und unreif wie eine (prä-)pubertierende Jugendliche. Sie führt einen eigenen Haushalt, hat jedoch außer verschimmeltem Käse nichts im Kühlschrank und auch sonst keine Lebensmittel, aus denen sich ein Frühstück formen ließe - doch das fällt ihr erst ein, nachdem sie ihren Freund dazu eingeladen hat. Außerdem ist sie faul und nutzt ihre Aufenthalte auf der Insel, um Urlaub zu machen und auszuspannen, anstatt ernsthaft ihrem Job nachzugehen. Nach 4 Tagen hat sie geschlagene 6 Stichpunkte aufgeschrieben und lässt auf die schnelle ihre 15-jährige Nichte das seitenlange Rechercheergebnis ausformulieren (das Rachel sich daraufhin aus dem Internet zusammen sucht!) und an den Verlag schicken.
Und nicht einmal dann, wenn es um sie selbst geht, legt sie mehr Eifer oder Professionalität an den Tag: Ihre Wohnung vermisst sie, indem sie die Wände entlang schreitet und ihre Schritte zählt; nur, um hinterher feststellen zu müssen, dass der Teppich, den sie angefordert hat, zu kurz ist.

Die anderen Figuren sind zum Teil ganz witzig, doch wirkliche Charaktere ergeben sich nicht - dazu sind sie insgesamt zu oberflächlich gehalten.

Die Story an sich gefiel mir ganz gut, doch die Krimielemente waren mir zu spärlich gesät und das Ende zu zufällig. Hier steht eindeutig der Charakter Trixi im Vordergrund, ebenso wie ihre kriselnde Liebesbeziehung und eine sich anbahnende Affäre auf der Insel, sowie ihre Freundschaft zu ihrer Nichte und einem befreundeten Pärchen.

Ich bin summa summarum ein wenig enttäuscht, weil mir der angekündigte Krimi fehlt, und ein wenig genervt von der Protagonistin. Doch wer kurzweilige, heitere Unterhaltung sucht, könnte hiermit glücklich werden.