Auftakt einer Krimiserie, der Lust auf mehr macht

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pmelittam Avatar

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Als die beiden Kommissare aus München nach Landshut kommen, um einen Fall zu verfolgen und der Landshuter Polizei praktisch verbieten, sich an den Ermittlungen zu beteiligen, kommt das Peter Bernward gleich komisch vor, vor allem, weil einer der beiden der Ex-Ehemann seiner Kollegin Flora Sander ist, in die er verliebt ist. So schnell lässt er sich allerdings nicht aus den Ermittlungen drängen. Und dann will sein Freund Connor Lamont auch noch, dass er den Geist bei einer Geisterführung für Kinder mimt. Ganz schön viel Stress für Peter Bernward!

Richard Dübell ist für seine historischen Romane bekannt, hier spielt das Geschehen erstmals in der Gegenwart. Allerdings wäre Dübell wahrscheinlich nicht Dübell, wenn er nicht trotzdem historische Bezüge einfügen würde, auch wenn diese, wie er im informativen Nachwort schreibt, fiktiv sind. Mir gefällt das übrigens sehr gut, noch besser gefällt mir allerdings, dass der Protagonist Peter Bernward ein Nachfahre jenes Peter Bernwards ist, der sich schon in Richard Dübells historischen Romanen tummelte, eine schöne Idee!

Peter Bernward ist ein sympathischer Charakter, mir gefällt gut, dass viel Privatleben in die Romanhandlung einfließt und Peter Bernward einem bald wie ein guter Bekannter erscheint. Ein bisschen gestört haben mich die etwas wirren Gefühlsbeziehungen, Peter liebt seine Kollegin Flora, die ihn meistens, aber halt nicht immer, abblitzen lässt und daher seine Hoffnung, aber auch seinen Kummer aufrecht hält. Peter selbst wird von der Staatsanwältin angehimmelt oder besser regelrecht verfolgt, für die er aber keine amourösen Gefühle hat. Mir kam das zunächst etwas störend vor, mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran.

Flora konnte meine Sympathie noch nicht so recht gewinnen. Als Frau bin ich ihr wahrscheinlich schon deshalb kritisch gegenüber eingestellt, weil der Autor sie als perfekte Schönheit beschreibt, aber auch dieses unklare Verhalten Peters gegenüber gefällt mir nicht. Mein Herz sehr schnell erobert haben dagegen Peters Freund Connor Lamont, ein chaotischer aber sehr liebenswerter Schotte und Daniel Bernward, Peters Vater, der sich in seinem Ruhestand mit (Familien)Geschichte beschäftigt.

Der Fall selbst ist kein typischer Kriminalfall und einmal etwas ganz anderes. Ich finde ihn sehr interessant, wenn er mir auch manchmal etwas konstruiert vorkommt, manche Handlungen konnte ich kaum glauben, dennoch konnten mich die Entwicklung und die Auflösung schließlich überzeugen. Die historische Verknüpfung ist jedenfalls sehr gut integriert. Spannend finde ich den Roman allemal, sowohl der Fall als auch das Private wussten mich zu fesseln, so dass ich das Buch nur ungern aus der Hand gelegt habe.

Sehr froh bin ich darüber, dass es sich hier um den ersten Band einer Serie handelt, ich freue mich, mehr über Peter Bernwards Leben und seine Fälle zu erfahren. Den nächsten Band („Himmelfahrt“) werde ich direkt im Anschluss lesen und bin schon sehr gespannt.

Wer Dübell mag, kann bedenkenlos zugreifen, ebenso jeder, der gerne Regionalkrimis liest und Ermittler mit Privatleben bevorzugt. Von mir erhält der Roman auf jeden Fall eine Leseempfehlung.