Ein stimmiger Krimi

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tayjan Avatar

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Das Buch beginnt mit einem Prolog, in dem ein kleiner Junge auf dem Turm der Martinskirche etwas grauenhaftes entdeckt. In diesem kurzen Prolog bleibt sowohl offen, was er eigentlich entdeckt, noch erscheint er für den weiteren Verlauf der Geschichte wirklich wichtig.

Es geht nämlich mit einem SEK Einsatz bei einer Geiselnahme in München weiter. Ein Juwelier und seine Familie wurden als Geisel genommen. Als der vermeintliche Geiselnehmer das Haus verläßt, erschießt ihn der Leiter der SOKO Harald Sander. Dummerweise stellt sich heraus, dass es gar nicht der Geiselnehmer war, der von Sander erschossen wurde, sondern der Juwelier. Außer seinem Mitarbeiter Robert Kalp hat dies jedoch niemand gesehen. Aus Loyalität verspricht Kalp seinem Vorgesetzten das von diesem erbetene Stillschweigen. In einem Alleingang machen sie sich auf den Weg nach Landshut, wo Harald Sander den Geiselnehmer, den sie Blofeld genannt haben, nun stellen will, um alles wieder zu richten.

Bereits früher war Harald Sander in Landshut, dort war er selbst einmal Polizist und hatte eine Frau, Flora Sander, sowie eine Tochter Julia. Flora Sander, selbst eine Polizistin und inzwischen seine Ex-Frau ist mit ihrer Tochter weiterhin in Landshut und arbeitet dort mit Kommissar Bernward zusammen, der in sie verliebt ist. Vor längerer Zeit verbrachten sie eine gemeinsame Nacht, doch seither hält sie ihn weitestgehend auf Abstand. Sie haben es mit einem gefesselten und geknebelten Liebespärchen vor der Martinskirche zu tun. Eigentlich hätten beide den nächsten Tag frei, werden jedoch in aller Frühe aus dem Bett geklingelt und in die Polizeidienststelle gerufen. Dort ist zwischenzeitlich Harald Sander mit Robert Kalp eingetroffen und teilt ihnen mit, dass sie davon ausgehen, dass Blofeld hier auftauchen wird und sie ihn dingfest machen wollen. Vollkommen arrogant verbittet Harald Sander sich jegliche Einmischung der Polizei Landshut. Das ist eine Art, die Peter Bernward überhaupt nicht leiden kann. Er legt sich sofort mit Sander an. Dadurch, dass Sander der Ex von seiner Angebetenen ist, wird seine Abneigung erst recht noch verstärkt.

Er findet einige Erläuterungen von Harald Sander wenig nachvollziehbar und hat das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt und dieser etwas verheimlicht. Gleichzeitig ist er sich jedoch nicht sicher, ob er wegen seiner Liebe zu Flora Sander nicht einfach zu voreingenommen gegenüber Harald Sander ist.

Während Peter Bernward immer wieder versucht, seinen freien Tag auch als solchen zu begehen, indem er sich z.B. mit der Aufführung einer Geisterführung für Kinder befasst, bei der er mehr oder weniger freiwillig den Geist des Herzogs spielen soll, kehren seine Gedanken immer wieder zu Harald Sander zurück. So sind Szenen mit seinem aus Schottland stammenden Kollegen Connor; mit seinem Vater, zu dem er wegen seinem "Geschichtsfimmel" ein etwass zwiespältiges Verhältnis hat; mit Flora, die auch bei der Geisterführung mitmacht und der eigentliche Grund ist, weshalb Peter sich bereit erklärt hat, dort auch mitzumachen und mit der Staatsanwältin Hauskeck, die ihrerseits erfolglos versucht, Peter Bernward für sich zu gewinnen, immer wieder mit Überlegungen zu der Suche nach Blofeld und Aktionen hierzu durchsetzt. Immer wieder gehen Peter Bernward und Flora Sander trotz ihres freien Tages Spuren und Ideen nach und werden immer tiefer in die Angelegenheit hineingezogen.

Schreiben könnte man noch viel mehr über die Handlung, da sie sehr komplex und vielschichtig ist. Das Buch ist gut geschrieben und spannend zu lesen. Obwohl der Autor versucht hat, "alles" - von der schwierigen Familienbeziehung des Kommissars zum Vater, unerfüllter Liebe gleich mehrerer Beteiligter, Eifersucht zum Ex-Mann und einem sehr komplexen Fall - in einen einzigen Krimi zu packen, bleibt er erstaunlich kurzweilig. Das Abdecken so vieler verschiedener Felder ist Richard Dübell gut gelungen. Trotzdem wäre der Krimi sicher auch spannend gewesen, wenn man einen Teil der "Nebenprobleme" weggelassen hätte.

Der letzte Satz des Buches läßt darauf schließen, dass Richard Dübell eine Fortsetzung plant. Ob die bei einer solchen Vorlage jedoch noch überzeugen kann oder entweder zu langatmig oder zu verworren wird, bleibt abzuwarten.

Dieses Buch jedenfalls war durchaus lesenswert.