Ganz nett, aber nicht mehr

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rebekka Avatar

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Wer Richard Dübell als Autor von historischen Romanen schätzt, wird wahrscheinlich auch diesen Regionalkrimi mögen. Der Einstieg ist jedenfalls gelungen: Eine Geiselnahme mit fatalem Ausgang in München, ein Überfall auf ein turtelndes Pärchen in Landshut und zwei Kriminalbeamte wie sie unterschiedlicher nicht sein können - das läßt schon nach wenigen Seiten einiges an Turbulenzen erwarten. Und tatsächlich dauert es nicht lange, bis sich die Ereignisse überstürzen. Ehe man sich versieht ist man in eine üble Geschichte verstrickt, die ihren Ursprung im Mittelalter und üble Folgen für die heutige Zeit hat. Dübell treibt die Verknüpfung mit der Geschichte sogar so weit, dass er dem Landshuter Kommissar den Namen seines Protagnoisten aus den Büchern um den Tuchhändler Peter Bernward gibt - ein Schelm, wer das für einen Marketing-Gag hält, der die Historien-Freunde ködern und für möglichst hohe Verkaufszahlen sorgen soll.

Die vielschichtige Geschichte um den Brautschmuck der Königstochter Hewig hat ihren Reiz, der allerdings durch Dübells Personenzeichnung im Buch gemindert wird. So ging mir der ständige testesteron-geschwängerte Streit zwischen dem Landei aus Landshut und dem arroganten Schnösel aus München mit der Zeit schwer auf die Nerven. Auch die mannstolle Staatsanwältin verursachte mir beim Lesen Bauchgrimmen. Andere Personen wie der dunkelhäutige Schotte sollten witzig sein, wirken aber nur unecht, der Humor stellenweise an den Haaren herbeigezogen. Und schließlich: Ich persönlich mag es gar nicht, wenn der Täter schon nach den ersten 115 Seiten namentlich bekannt ist und der Leser auch über sein Motiv aufgeklärt wird. Dass die Polizisten in schon früh hätten erwischen können, er ihnen aber durch dumme Fahnungsfehler durch die Lappen geht, macht die Sache nur noch schlimmer.

Alles in allem hat Richard Dübell hier einen ganz ordentlichen, aber nicht überragenden Krimi abgeliefert. Er liest sich recht flüssig, hat einige Längen und wird vor allem Landshutern und Freunden der Stadt gefallen.