Richard Dübell: Allerheiligen

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philipp.elph Avatar

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„Sakrisch guad: Mord und Todschlag in Landshut“ – so beschreibt der Verlag das Produkt mit wenigen Worten. Erfahrene Krimileser deuten: Bayrischer Regionalkrimi, teils deftig, teils witzig – und sie liegen richtig damit. Dübell-Kenner mutmaßen: Historischer Hintergrund – und das ist nicht verkehrt.
Denn was um Allerheiligen vor über 500 Jahren geschah, das hat für bestimmte Personen noch heute eine besondere Bedeutung. Diebstahl und ein Mord während einer Ausstellung in Wittenberg, Geiselnahme und Mord in München sind die heutigen Ereignisse, die nun im Krimi ihre Fortsetzung in Landshut finden. Der nicht ganz fehlerfrei agierende Leiter der Münchener SOKO reißt mit einem Kollegen nach Landshut, um sich den Geiselnehmer, Dieb und mutmaßlichen Mörder zu schnappen, verprellt dabei die lokalen Kollegen, darunter seine Ex und einen pfiffigen Kommissar, der total verknallt in eben diese Ex ist.
So bietet zunächst das Spannungsverhältnis zwischen Groß- und Kleinstadtkollegen reichlich Stoff für Zoff und „Sakrisch Guads“, wobei die Alpha-Männchen Arroganz und Verbohrtheit, unbedingt den Täter fassen zu wollen oder gar zu müssen, auf der einen und Eifersuchtsszenen auf der anderen Seite zu pubertärem Verhalten führen.
Trotzdem wird bald klar, worauf es der Dieb und Geiselnehmer abgesehen hat. So kommt es im weiteren Verlaufe zu einem riesigen Showdown in zwei Akten an zwei markanten Orten, zunächst der Burg, dann dem Martinsturm. Das bringt richtig Spannung, die Gerechtigkeit gewinnt in mehrerer Hinsicht und zum Schluss wird es richtig rührig, dass sensiblen Lesern durchaus die Tränen kommen können.
So findet denn die Geschichte der Landshuter Hochzeit aus dem Jahre 1475 Eingang in die Kriminalliteratur, ohne dass wir beim historischen Fest zur Erinnerung an das Ereignis dabei sein müssen.
Nett geschriebener Roman mit viel Lokalkolorit, interessanten menschlichen Konstellationen und einer Historie, wobei der Autor im nachwortartigen Making-of erklärt, was wirklich Geschichte und was Fiktion davon ist.