Verrückt und wortgewandt

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Ich habe heute „Als der Teufel aus dem Badezimmer kam“ von Sophie Divry beendet. Den Roman aus dem Ullsteinverlag durfte ich dank Vorablesen zusammen mit Sophie schon vor dem Erscheinungsdatum lesen, vielen Dank dafür!


Sophie ist jung, qualifiziert, kreativ – und hat keinen Cent mehr in der Tasche. Die Aufträge als freie Mitarbeiterin bei einer Tageszeitung bleiben aus, die Rechnungen am Ende des Monats hingegen treffen verlässlich ein. Was tun, oder besser: Was nicht mehr tun?, fragt sie sich, während der Teufel ihr im Nacken sitzt und sie beständig in Versuchung führen will. Doch gibt sie ihm nicht nach und schreibt stattdessen einen Roman, in dem ihre Phantasie Königin ist und die Begrenzungen der Realität aufhebt. Vor dem Hintergrund ihrer alltäglichen Nöte, ihrem Kampf mit den Tücken der Bürokratie und ihrer wachsenden Vereinsamung zündet Sophie lustvoll ein literarisches Feuerwerk, setzt ihrer Misere ein reiches Spiel der Sprache und Formen entgegen.


Jetzt, nachdem ich das Buch beendet habe, weiß ich immer noch nicht ganz genau, was ich von dem Roman halten soll. Da ich sowohl positiv als auch negativ überrascht wurde, wird dies wohl eine sehr zwiegespaltene Rezension werden.

Vorab möchte ich noch einmal schwärmen, wie toll ich die ganze Aufmachung des Buchs finde, auch wenn dies nicht ausschlaggebend für meine Bewertung sein wird. Die ausgelassenen Hörner im roten Schutzumschlag, die edlen Seiten aus dickem Papier – all das lädt wirklich zum Lesen ein!

Zunächst muss ich sagen, dass ich das gewählte Thema für einen Roman sehr interessant finde. Ich persönlich habe noch nie zuvor ein Buch aus der Sicht einer Arbeitslosen gelesen. Aus diesem Grund war dies etwas völlig Neues.

Noch dazu gefällt mir die Themenwahl sehr, da sie eine Problematik beinhaltet, die auch in der heutigen Zeit nicht unwichtig ist. Wer hat sich nicht schon mal voller Zukunftsängste gefragt, wie es sein würde, wenn man nach dem Abitur oder Studium keine Arbeit findet. Genau diese tief in mir verankerten Ängste werden hier in dem Buch aus Sophies Sicht erzählt, weshalb ich – jedenfalls zu Beginn – sehr mit der Protagonistin mitfühlen konnte.

Trotz des bedrückenden Themas ist die Stimmung das gesamte Buch über eher locker und ungezwungen. Dies liegt zum großen Teil an der humorvollen, sehr sarkastischen Art, die Handlungen, Gefühle und Gedanken zu beschreiben. Ich als Leserin hatte nicht das Gefühl, durch das Buch in eine deprimierte Atmosphäre gezogen zu werden. Allerdings war mir der Spott und Witz auf Dauer etwas zu übertrieben. Das Thema Arbeitslosigkeit ist ein sehr ernstes und teilweise wirkte es auf mich eher so, als würde die Autorin diejenigen mit ihrem Humor verhöhnen und alles ins Lächerliche ziehen wollen.

Ein hingegen überraschend positiv ausfallender Aspekt, ist die benutzte Sprache im Roman. Sophie Divrys Schreibstil lässt sich meiner Meinung nach am ehesten als wortgewandt beschreiben. „Als der Teufel aus dem Badezimmer kam“ besteht wirklich aus lauter Wortspielen und Wortmalerei. Die Autorin „spielt“ tatsächlich scheinbar lässig mit den Worten. Ein Zitat aus dem Buch zeigt noch am ehesten, was ich zu erklären versuche:

„Ich irrlichterierte, delirierte, tirilierte, jubilierte, fabulierte. Plapperte bis zum Umfallen, blubberte bis zum Abwinken. Goss ihnen Honig in die Ohren, ...“ (S. 129, Z. 2 ff.)

Solche schon etwas komischen Wortspiele ziehen sich in dem Roman teilweise über fünf Seiten, in denen einfach nur verschiedene Ausdrücke aneinander gereiht werden. Mich persönlich hat dies total in meinem Lesefluss ausgebremst. Es ist zwar schön zu sehen, dass die Autorin gut mit Worten umgehen kann, die Spannung kommt so im Buch aber viel zu kurz.

Mit diesem verrückten Schreibstil geht ebenso einher, dass ich manches einfach nicht nachvollziehen kann. Eigentlich soll es in diesem Roman um die Hauptperson Sophie gehen, aber oftmals folgen ganze Passagen, die meiner Meinung nach total unwichtig für den weiteren Verlauf sind. Warum? Noch dazu verstehe ich den größeren Sinn des Buchs nicht, da „Als der Teufel aus dem Badezimmer kam“ so gut wie keine vorhandene Handlung hat und sich auch kein Höhepunkt anbahnt. So bleibt nun am Ende nach Beenden des Buchs die Frage in mir zurück: Wozu das Ganze?

Alles in allem bin ich begeistert von der Wortgewandtheit der Autorin, dem humorvollen, schon fast verrückten Schreibstil der Autorin. Doch obwohl das Thema für einen Roman neu und interessant gewählt ist, kann ich keinen größeren Sinn hinter dem Buch erkennen, da die Handlung zu stagnieren scheint und die Spannung konstant niedrig bleibt.