Berührende Geschichte mit viel Sachwissen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
kinderlesewunder Avatar

Von

Ich habe in dem Buch „Als der Wolf den Wald verließ“ von Rosanne Perry, erschienen 2020 bei Coppenrath, eine spannende und berührende Geschichte gefunden. In der Geschichte steckt viel Sachwissen über den Wolf, welches man sozusagen nebenbei lernt. Die atmosphärischen Illustration von Monica Armino machen das Leseerlebnis rund.

Der junge Wolf Flink ist gezwungen sich auf die Reise zu machen, auf der Suche nach einem neuen Revier. Nach einigen beschaulichen Seiten über die Zeit als Welpe, in der der Leser viel über den starken Zusammenhalt und das Sozialverhalten im Rudel lernt, taucht ein fremder Rudel Wölfe auf und erkämpft sich das Revier von Flinks Familie. Flink flieht immer weiter weg, aus seinem Wald in den Bergen über die Steppe, schließt eine Zweckfreundschaft mit einem Raben und lernt sehr viel über den Menschen und die Gefahr, die von ihnen ausgeht. Das HappyEnd ist wunderschön und vor allem der Realität entsprungen.

Dieser Geschichte dient der reale Wolf Oregon 7 als Vorbild, dessen Weg mithilfe eines Sendehalsbandes von Biologen verfolgt wurde. 2011 legte dieser Wolf im Alter von zwei Jahren 1600km zurück, aus dem amerikanischen Bundesstaat Oregon bis nach Nordkalifornien. Am Ende des Buches findet der Leser Zusatzmaterial über diesen Wolf, eine Karte seines zurückgelegten Weges und weiteres Sachwissen über Wölfe, auch Wölfe in Deutschland und die anderen Tiere aus der Geschichte. Eine Satz aus diesen Sachwissensseiten möchte ich gerne mit Euch teilen: „Obwohl er (Oregano 7) unterwegs auch an Weidegebieten von Rindern und Schafen vorbeikam, riss er keine Nutztiere.“

Der Schreibstil ist außergewöhnlich, denn die Autorin hat versucht die Sätze dem Wesen des Wolfes anszupassen. Es werden auch nur Nomen aus dem Lebenskosmos eines Wolfes verwendet. Beispielsweise die Gewehre der Jäger waren Flink unbekannt und er musst erst lernen, was es mit diesen Stöcken auf der Schulter der Menschen auf sich hat. Das hat zu der besonderen Atmosphäre in dem Buch beigetragen.

Ich würde das Buch für Leser ab 10 Jahren empfehlen, denn ich habe manche Szenen als sehr dramatisch empfunden, weil man durch den besonderen Schreibstil ganz nah an den Gefühlen des Protagonist Flink ist. Finks Trauer und seine grenzenlose Einsamkeit haben einen großen Stellenwert in der Geschichte. Sein starker Überlebenswille kann eine Vorbildfunktion einnehmen, sodass das Buch auch als fächerübergreifende Lektüre in der fünften Klasse sehr gut denkbar wäre.