Wunderschöner, aber auch sehr emotionaler Familienroman vor exotischer Kulisse!

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cellissima Avatar

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Die Iranerin Noor lebte dreißig Jahre lang in den USA. Als sie eines Tages entdeckt, dass ihr Mann fremdgeht, fasst sie einen Entschluss: sie kehrt mit ihrer Tochter Lily zurück nach Teheran; zurück in ihre Heimat, aus der ihr Vater seine Kinder damals, kaum dass sie volljährig waren, weggeschickt hat. Denn seine Frau und Mutter seiner Kinder hatte er wegen der schon damals unvorstellbaren politischen Lage verloren, sie wurde festgenommen und hingerichtet. Solch eine Zukunft wollte er seinen Kindern ersparen.
Es ist ein Ort, der Noor völlig fremd ist, der nach wie vor sehr widersprüchlich, so traumschön und Geborgenheit spendend wie dramatisch und gefährlich ist: da ist Noors Zuhause, das Café Leila, da sind bekannte und geliebte Menschen, da sind all die Köstlichkeiten, die täglich zubereitet und serviert werden. Aber da ist auch die politische Lage, die mindestens so schlimm ist wie damals. Frauen leben wie Gefangene, dürfen sich nicht mit familienfremden Männern frei bewegen, es gibt aus Rache Säureangriffe, wenn sie Heiratsanträge ablehnen, und vieles mehr ...
Dennoch fühlt Noor sich hier auf Anhieb wieder heimisch und glücklich, möchte all die verlorenen Jahre mit ihrem Vater nachholen.
Viel Zeit bleibt ihnen jedoch nicht, denn Zod ist schwer krank und wird bald sterben ...
Noor muss sich entscheiden, ob sie in Teheran bleiben und das Café Leila fortführen oder in die USA zurückkehren möchte.
Und wie wird Lily sich entscheiden?

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Ein Buch, das, als ich es entdeckt hatte, sofort auf die Wunschliste gewandert ist, auf das ich sehr gefreut hatte und von dem ich sicher war, dass es wundervoll sein würde.
Oft wird man ja mit solch hohen Erwartungen enttäuscht ... hier aber kein bisschen!
Es ist ein Roman, den man einerseits in einem Rutsch lesen möchte, weil er so schön ist, den man andererseits aus selbigem Grunde aber möglichst langsam lesen möchte, um ihn möglichst lange genießen zu können ...
Donia Bijan schreibt großartig - ihre Sprache weist diese ganz besondere Schönheit auf, Satz für Satz ist ein Genuss für den Leser. Niemals ist das auch nur ansatzweise anstrengend zu lesen, immer liest es sich überaus angenehm, nahezu von selbst.
Sie schreibt blumig, bildhaft, atmosphärisch, lässt diese wunderbare, exotische Kulisse, die an tausendundeine Nacht erinnert, vor dem inneren Auge auferstehen, dem Leser den Duft all der im Buch zubereiteten und beschriebenen Köstlichkeiten, des Tees, der Blumen ... in die Nase steigen.
Selten erlebt man einen Roman so intensiv!
Keine einzige Länge ist zu finden, niemals drohen die Gedanken abzutreifen, vom Anfang bis zum Ende ist diese Geschichte absolut fesselnd.
Das lag wahrscheinlich auch an der Mischung - die Geschichte ist einerseits betörend schön, etwa aufgrund des kulinarischen Elements, der Freundschaften, überhaupt dieses für uns sehr fremden und neuen Lebens, in das wir hier einen hervorragenden, authentischen Einblick erhalten, andererseits aber sehr, sehr emotional, traurig, dramatisch, tief berührend. Ich war schon ziemlich am Anfang das erste Mal den Tränen nahe, was bei mir wirklich selten passiert.
Diese Geschichte lässt wohl niemanden kalt!
Wer temporeiche Geschichten sucht, wird enttäuscht sein - aber das braucht dieses Werk auch gar nicht, es wäre im Gegenteil sogar abträglich!
"Als die Tage nach Zimt schmeckten" lebt vom gewählten Erzählstil, besticht geradezu dadurch, denn dieser lässt den Leser das Buch extrem intensiv erleben.
Zu bedauern ist einzig und allein, dass nicht noch ein paar Rezepte angehängt wurden. Das wäre großartig gewesen und hätte ich mir gewünscht. Und ich bin sicher nicht die Einzige, die gerne kocht und backt und genießt, gerne auch Rezepte, die in solchen Romanen mit kulinarischem Schwerpunkt vorkamen!

Fazit also: absolute Lese-Empfehlung! Das perfekte Buch für alle, die Familienromane und fremde, exotische Kulissen mögen, die bei der Lektüre noch dazulernen möchten, die Autoren suchen, die so atmosphärisch und authentisch wie möglich arbeiten.
"Als die Tage nach Zimt schmeckten" garantiert wunderschöne Lesestunden. Schöne, weise Zitate gibt es natürlich auch.
Ein Buch, das definitiv eine ganze Weile nachklingen wird!