Als wir Vögel waren — eine mystische Liebesgeschichte

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luisabella Avatar

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»Als wir Vögel waren« ist das Debüt der trinidadischen, in London lebenden Schriftstellerin Ayanna Lloyd Banwo, übersetzt aus dem Trinidad-kreolischen Englisch von Michaela Grabungen. (Auf die Eigenheiten dieses Dialekts wurde in der deutschen Übersetzung verzichtet.)

Die Handlungen diese mystische Liebesgeschichte spielt sich in der fiktiven Stadt Port Angeles (die an Port of Spain erinnert) auf der karibischen Insel Trinidad ab und ist um eine mystischen Sage um die Corbeaux aufgebaut. Die beiden Protagonisten - aus deren Sicht die Geschichte abwechselnd erzählt wird - kommen aus sehr unterschiedlichen Gesellschaftsklassen: Yejide wächst in einem wohlhabenden, altehrwürdigen Matriarchat auf, bei dem sich die Macht und (spirituelle) Gabe mit dem Tod der bisherigen Mutter weitervererbt wird. Ihre Gabe und Aufgabe besteht darin, mit den Toten zu kommunizieren und diesen zu helfen, ihren Frieden zu finden. Rastaman Darwin darf sich aufgrund seines Glaubens, keinen Toten nähern, aber muss aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage, den vom Jobcenter angebotenen Job als Friedhofsgärtner und Totengräber auf dem alten Friedhof Fidelis annehmen.

Was passiert also, wenn ein Totengräber und eine Frau, die den Toten hilft, aufeinander treffen? Well … eine ganze Menge! Die Entwicklungen der beiden Protagonist:innen möchte ich an dieser Stelle auf keinen Fall vorwegnehmen.

»And maybe this is what it mean to be a man. Doing the things you never think you would have to do, making hard choice when the only thing in front you is hard choices.« Darwin

Ayanna hat ein sehr eindringliches, atmosphärisches und bildhaftes Debüt geschrieben, das Realität und Mystik verschwimmen lässt. Es greift verschiedene Themen wie magischen Realismus, Traditionen, Liebe, Selbstbestimmung, Familie und Mutter-Kind-Beziehungen auf.

Da das Buch am Anfang zu großen Teilen aus der Sicht und Gedankenwelt von Darwin besteht, hatte ich das Gefühl Yejide weniger kennengelernt zu haben und insbesondere als eigenständigen Charakter unabhängig von ihrer Mutter, Tante und Großmutter. Auch das Erzähltempo steigert sich deutlich zum Ende des Buches #showdown und das Ende (inkl. Kirimi-Subplot) war mir zu plötzlich und unerwähnt. Insgesamt hätte ich mir zudem eine weniger idealisierte Liebesgeschichte gewünscht.

Insgesamt bin ich etwas unschlüssig, da ich das Setting in der trinidadischen Kultur und Tradition sehr spannend finde, die Umsetzung mich aber inhaltlich nicht ganz überzeugen konnte. So oder so bin ich aber sehr gespannt auf alles Weitere, was von Ayanna Banwo kommt.