Mit einer glasklaren Vorhand zum Spiel, Satz und Sieg!

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ismaela Avatar

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Da ich nicht sportbegeistert bin, und mir die fassungslos-begeisterte Ergriffenheit völlig fremd ist, die immer wieder bei verschiedensten Menschen durchbricht, wenn irgendjemand irgendeinen sportlichen Erfolg erzielt, hat mich dieses Buch nicht so sehr wegen des Sportes (hier Tennis) interessiert, sondern wegen Althea Gibson. Biografien von Frauen, die sich Dinge erfkämpf(t)en, über die Männer noch nicht einmal nachdenken, weil sie ihnen immer und jederzeit offen standen und stehen, sind so viel interessanter als die x-te Fanausgabe eines überschätzten (hier beliebige Sportart einfügen)-Sportlers.

Bruce Schoenfeld hat mit seiner Biografie einen sehr lesenswerten und gut aufgebauten Text vorgelegt, auch wenn ich finde, dass er den „Gibson-Weg“ stellenweise etwas weit verlässt, um andere Tennisspielerinnen vorzustellen und deren Sportweg nachzuzeichnen. Das ist insgesamt nichts verwerfliches, aber dadurch habe ich irgendwann den Faden verloren, wer denn nun wann wo und gegen wen gespielt hat. Großes Augenmerk legt Schoenfeld auf den Werdegang von Angela Buxton, die als Doppelpartnerin von Althea Gibson ebenso Geschichte geschrieben hat und die mit ähnlichen, wenn auch nicht ganz so einschneidenden, Ressentiments kämpfen musste, weil sie Jüdin war. Althea Gibson hatte es da als schwarze Frau natürlich noch um einiges schwerer.

Es gibt eine Stelle in diesem Buch, an der beschrieben wird, wie man Angela Buxtons Vater bei den Spielen seiner Tochter immer wieder mitteilen musste, wer gerade führt, weil er Zeit seines Lebens die Tennisregeln und –abläufe nicht kannte. Das wäre bei mir und beim Lesen dieses Buches vielleicht auch nicht schlecht gewesen, denn da mir die Tennisregeln völlig fremd sind, kann ich mit Ausdrücken wie „Break“ oder „Vorhand“ etc. überhaupt nichts anfangen.
Trotzdem habe ich das Buch mit Genuss gelesen! Die Beschreibungen, mit welchen Widerständen gerade Frauen im (Profi-)Sport hatten, haben sich bis heute zwar stark verändert, aber trotzdem erreichen Sportlerinnen kaum den Bekanntheitsgrad und vor allem die finanzielle Anerkennung wie ihre männlichen Pendants. Dass Althea Gibson als Mitglied der Hall of Fame des Tennis mit ihrem unbändigen Willen Großes zu leisten, ihrem überschäumenden Wesen und ihrer Herzlichkeit (vor allem Angela gegenüber), mehr oder weniger verarmt und völlig vergessen in ihrer kleinen Wohnung lebte und dann starb, ist eine Schande! Sie hätte so viel mehr verdient!