am Ende der Treppe, hinter der Tür

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elohym78 Avatar

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Nach dem Tod ihres Vaters, zieht Connie, Marthas Mutter mit einem neuen Mann zusammen. Johannes ist Arzt, hat eine kleine Tochter und versucht alles, um Martha das Leben einfacher zu gestalten. Doch sie sieht nur sich und ihren Schmerz; alles ist ihr zuwider. Als in der Wohnung über der Patchworkfamilie ein Mord geschieht und Martha unfreiwillig Ohrenzeugin wird, schöpft sie Hoffnung. Denn wenn sie den Mörder erpresst und so zu Geld kommt, können sie und ihre Mutter endlich aus der Wohnung ausziehen und ihr Leben zu zweit fortsetzen. Wenn es doch nur so einfach wäre...

Das Cover zeigt den Blick von oben durch ein dunkles, gewundenes Treppenhaus. Es wirkt düster, beklemmend und Angst einflößend, passt also sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches, da ich mir genau so das Haus vorgestellt habe, in dem Martha mit ihrer Familie lebt.

Sabine Ludwig schreibt flüssig und interessant. Der Mord an einer Therapeutin beschäftigt eine ganze Stadt, insbesondere die junge Martha und ihre Familie. Ist er doch in der Wohnung über ihnen geschehen und Martha lauschte versteckt in einem Wandschrank. Gut fand ich, dass die brutale Mordszene nicht geschildert wurde. Es ist ein Jugendbuch und dass es da nicht so blutig zu geht, gefiel mir. Ludwig legt eher ihr Augenmerk auf die Angst der Beteiligten, was ihr gut gelungen ist. Wilde Vermutungen und Spekulationen beschäftigen die Protagonisten.
Die vorherrschende Atmosphäre wirkt Energie geladen. Nicht nur positiv, da dies bei Jugendlichen selten vorkommt. Der Autorin ist es gut gelungen, den inneren Zwiespalt, die Aufmüpfigkeit und den Egoismus von Martha einzufangen. Ich denke, dass jede Leserin sich gut in Martha hineinversetzen kann und an ihre eigene Jugend erinnert wird. Häufig musste ich schmunzeln über die Kapriolen der jungen Martha, da ich mich in vielem wieder entdeckt habe.
Trotzdem ist es für meinen Geschmack etwas naiv gehalten und viele Klischees werden bedient, auch wenn es gleichzeitig den Geist der Zeit trifft. Schülerin verliebt sich in den unerreichbaren Lehrer, Freundschaft, Stress mit den Eltern und Ärger in der Schule, lassen das Werk authentisch wirken, aber überzeugen konnte es mich nicht. Mir drängte sich der Gedanke auf: Wie leichtgläubig kann man eigentlich sein? Martha wird Zeugin eines Mordes und erzählt dies nur ihrer besten Freundin. Ok, noch nachvollziehbar. Aber dass die beiden einen Erpressungsversuch starten und wie dieser umgesetzt wird, ließ mich arg zweifeln.
Ich habe lange überlegt, was die Message in dem Buch sein soll. Der Mord? Die Familienverhältnisse? Einfach das Erwachsen werden? Eine Mischung aus alldem würde ich sagen. Das Buch soll vermutlich unsere heutige Zeit wiederspiegeln, gerade im Bezug auf Patchworkfamilien und versüßt dies mit einem Mordfall. Wenn nicht alles so vorhersehbar gewesen wäre, hätte es mir wesentlich besser gefallen.

Die Charaktere sind Sabine Ludwig gut gelungen. Die Handlungen waren nachvollziehbar und ich konnte mich ohne Probleme in die Protagonisten hineinversetzen. Martha mit ihren 16 Jahren ist auf einem schwierigen Entwicklungsweg. Nicht nur, dass sie auf der Grenze des Erwachsenwerdens steht, sondern sie sieht sich auch mit einer Familienkonstellation konfrontiert, die ihr nicht gefällt. Johannes, den neuen Mann an der Seite ihrer Mutter, will sie nicht akzeptieren. Ihre Mutter kümmert sich - aus ihrer Sicht - nur noch um das Kind des Lebensgefährten und Martha fühlt sich verlassen und alleine. Jill, ihre beste Freundin sieht gut aus, hat tolle Noten, Unmengen an Hobbies, ist lebenslustig und damit genau das Gegenteil von Martha. Stellenweise fand ich es schon schade, dass Martha so im Hintergrund steht und kaum etwas Positives zu bieten hat.
Besonders begeistert hat mich Penelope, die kleine "Schwester" von Martha. Ein wahrer Quälgeist und absolut einzigartig, wie Kinder in diesem Alter sein sollten. Sie wirkt so lebendig, dass sie den Großen fast die Show stiehlt.

Mein Fazit
Mein Fall war es leider nicht. Zu oberflächlich, zu klischeehaft.