Trinity versucht,ihre Angst zu überwinden (Angstlos, Band 1)

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adel69 Avatar

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Die Handlung:
Trinity Silverman sitzt in einer Hotelbar in Las Vegas und betrinkt sich. Sie trinkt ein Getränk, namens "Boli-Stolli".
Von Berufs wegen macht sie Produktdemonstrationen für eine Firma, namens MetaForex, die eine Software herstellt.
Auf einmal bekommt sie Gesellschaft. Paul Davenport interessiert sich für sie. Er ist Chemieingenieur der Firma Marck.
Die beiden kommen ins Gespräch. Trinity erzählt Paul von ihrem Job und dass sie immer wieder Beklemmungen bekommt. Diese Beklemmungen erschweren ihr Leben.
Dagegen scheint Paul ein Wundermittel erfunden zu haben. Er hat es an sich selbst getestet und bietet Trinity jetzt an, es ebenfalls zu nehmen. Eine Tablette, die Beklemmungen löst. Trinity nimmt diese Tabletten und spürt zunächst gar nichts. Sie greift zu dem einzigen Mittel, das ihr bisher ihre Beklemmungen nehmen kann - zu einem Kästchen mit Speedy, einer Schnecke. Speedy, Trinitys Freundin. Sie hat sie immer mit dabei - auch hier im Hotel. Trinity gefällt die Art, wie die Schnecke sich bewegt, was die Schnecke macht, auch gegen Speedys Schleimspuren, die sie dort hinterlässt, wo sie kriecht, hat sie nichts einzuwenden.
Aber auch Speedy kann Trinity nicht davor bewahren, ihre Produktdemonstration - also ihren Vortrag im Auftrag von MetaForex - zu halten.
Trinity hat sich die Wunderpillen von Paul geholt - die Pillen, die angeblich Angst besiegen können. Aber jetzt - so kurz vor dem Vortrag - getraut sie sich nicht, die Pillen zu nehmen. Sie wirft sie in einen Abfalleimer im Bad.
Als Trinity ihren Vortrag vor 200 Männern halten soll, beschleicht sie zuerst eine Angst, droht, ihr die Kehle zuzuschnüren. Doch auf einmal ist alles ganz leicht. Trinity gewinnt Selbstvertrauen und meistert ihren Vortrag vorbildlich.
Lag's an den Pillen? Aber die hat sie doch weggeworfen! Auf einmal wird Trinity von dem Wunsch gepackt, die Pillen unbedingt haben zu müssen. Sie macht sich auf der Suche nach dem Zimmermädchen, das ihr Zimmer gereinigt hat, findet auch schließlich die Pillen, von denen sie eine schluckt.
Zwei Tage später lernt sie Gianmarco kennen, einen Mann, an dem sie zunächst interessiert ist. Doch als sie merkt, dass er in dem Hotelzimmer logiert, in dem noch vor zwei Tagen Paul Davenport wohnte, erfasst sie Panik und sie rennt davon.

Die Sprache/der Schreibstil:
Das Buch ist im Präsens erzählt, das macht die Handlung spannender, actionreicher - unmittelbarer, finde ich. Deswegen lässt sich das Buch auch schnell lesen.
Das erste Kapitel ist aus der Ich-Perspektive von Trinity geschrieben und lässt darauf schließen, dass das ganze Buch so geschrieben wäre. Ab dem zweiten Kapitel wechselt die Erzählperspektive jedoch in die des auktorialen Erzählers - also in die dritte Person (allwissender Erzähler).
Das Buch ist in einer kurzen, immer wieder abgehackten - und sehr einfachen Sprache erzählt. Das erinnert mich an ein Kinderbuch. Teilweise sind umgangssprachliche Ausdrücke darin (Beispiele: "Was macht denn der da?" und "Mensch, bin ich blöd oder was!").
Mir geht diese einfache Sprache teilweise auf die Nerven. Sie zeigt mir, dass ich kein hochliterarisches Werk vor mir habe. Andererseits lässt sich durch diese Sprache das Buch schnell lesen. Man soll mich nicht falsch verstehen. Ich muss nicht immer "hochliterarische Kost" lesen. Dennoch: eine etwas anspruchsvollere Sprache hätte der Autor wählen können, dann hätte ich mich auch besser unterhalten gefühlt.

Meine Leseerfahrung:
Die etwas merkwürdige Handlung der ersten Kapitel hatten mich fasziniert, aber auch abgeschreckt, das Buch ganz lesen zu wollen. Als ich jedoch endlich wieder drin war im Erzählfluss des Buches, ließ es sich auch einfach herunterlesen.
Gelernt habe ich einiges über Schnecken - über deren Wahrnehmung und Gedanken. Und ich wusste nicht, dass man auf den Gedanken kommen kann, sich Schnecken als Haustiere halten zu wollen. Dass eine Schnecke und ihr Verhalten dagegen beruhigend wirken können auf allzu nervöse Menschen, verstehe ich dagegen schon. Auch wusste ich bisher noch nicht, dass man verletzte Schneckenhäuser reparieren kann.
Die Gesamthandlung finde ich auch nach 100 Seiten Lektüre immer noch schwach. Mir ist sie zu konstruiert, zu unwahrscheinlich. Manche Ereignisse werden mir auch zu ausführlich beschrieben. Beispielsweise, als Trinity und Gianmarco miteinander essen gehen. Da wird in allen Details beschrieben, wie sie ihr Essen bekommen und wie es schmeckt. So kann man ein Buch künstlich in die Länge ziehen.
Der Charakter Trinity reißt mich nicht zu sehr vom Hocker, um sie sympathisch finden zu können. Sie tut mir anfangs Leid, später finde ich sie okay. Es wird allerdings keine Figur sein, die sich bleibend in meinen Erinnerungen eingraben wird - kein Charakter also, dessentwegen ich "Angstlos, Band 1" erneut lesen müsste.
Paul ist zu sehr ein Nebencharakter, um ihn sympathisch finden zu können. Das Zimmermädchen Christina aus San Salvador, das studiert hat, aber als alleinerziehende Mutter Hotelzimmer reinigt, erregt mein Mitleid. Mir ihr unterhält sich Trinity - bevor sie dann einen Mann an der Bar kennen lernt.
Interessant ist noch die Figur des Gianmarco - eines Forschers, der sich mit Physik und mit Mangas auszukennen scheint.
Das Leseinteresse wird geweckt durch die Fragen: Wie geht es mit Trinity weiter? Wie wirken die Pillen bei ihr und bei anderen Menschen? Wird Trinity ihre Angst los - und wenn ja, wie? Wird sie es schaffen, langfristig ohne diese Pillen leben zu können?
Man merkt, dass Trinity Angst hat vor bestimmten Männern - vor Paul Davenport, vor Nick Burr (einem Kollegen), vor Gianmarco - aber auch vor Ansammlungen unbekannter Männer, die zu den Kunden ihres Arbeitgebers zählen. Ihnen muss sie einfach beweisen, dass sie eine Frau mit Selbstbewusstsein ist, die sich nicht unterkriegen lässt. Und deswegen nimmt sie diese Pillen von Paul Davenport - deswegen ist sie dankbar, dass sie diese Pillen hat. Und deswegen versucht sie, selbstbewusster zu werden.
Was mich noch erstaunt hat, war, dass die Handlung in Las Vegas passiert. Ich lese von einigen Gebäuden in dieser Stadt, die ich schon selbst gesehen habe (ja, mein Mann und ich waren 1999 in Las Vegas und haben beispielsweise den "Cesar's Palace" gesehen) - aber die Handlung könnte sich auch in Paris abspielen oder in einer anderen schillernden Stadt in Frankreich, zumal ja der Autor aus Frankreich zu kommen scheint.

Mein Fazit:
"Angstlos, Band 1" ist ein merkwürdiges Buch um eine junge Dame, namens Trinity, die versucht, ihre Angst zu überwinden. Dabei hilft ihr eine Wunderpille, die sie von einem Wissenschaftler bekommt. Sie hat danach auch Gelegenheit, die Wirkung der Pillen zu testen.
Immer wieder umschwebt eine geheimnisvolle, mysteriöse Atmosphäre die Handlung - die aber nicht geheimnisvoll ist, um mich als Leserin zu packen. Auch als Frauenroman finde ich das Buch wenig geeignet.
Die Charaktere fand ich ebenfalls nicht fesselnd, die Handlung unrealistisch - und die Sprache ist mir irgendwie zu läppisch.
Da das Buch gut und schnell lesbar ist, bekommt es von mir drei Sterne. Ich bin unschlüssig, ob ich es weiterempfehlen soll oder nicht. Wer etwas Merkwürdiges, Skurriles lesen will, ist hier richtig. Man hat aber auch nichts verpasst, wenn man dieses Buch nicht gelesen hat.

P.S.: Meine Rezensionen erscheinen auch im Wordpress-Blog der "Verrückten Leseratten" sowie bei Ciao.de - unter meinem Nutzernamen "Sydneysider47". Bei Amazon.de stelle ich immer wieder Rezensionen als "Irina Melbourne" ein. Weiterhin poste ich auf Plattformen meiner Wahl.