Komm mit in eine bezaubernde Traumwelt - 4,5 Sterne

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elke seifried Avatar

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„Du bist einfach schon viel zu erwachsen!“, ja dem ist wohl so und leider gilt das nicht nur für Anouks Papa und Mama, sondern ist bei mir auch so. Eigentlich schade, denn zu gerne würde ich mich wie Anouk abends ab jetzt auch schon aufs ins Bettgehen freuen, weil mir ebenfalls eine solch tolle Reise, von denen das Mädchen hier berichten kann, bevorstehen würde.

Die kleinen Leser dürfen mit Anouk und ihrem Plüschaffen Affi auf sieben Traumreisen gehen. Die meist etwa circa 15 Seiten umfassenden Gute-Nacht-Geschichten entführen in die Welt der Indianer, der Ritter, der Piraten, zu einem Wanderzirkus, auf die Bühne zu einem Musiker, auf einen Bauernhof und zu guter Letzt auch zu den Eskimos, wobei man den Begriff ja gar nicht verwenden sollte, „Wo bin ich hier gelandet?“, fragt Anouk. „Seid ihr Eskimos? Und wohnst du in diesem Schneehaus?“ Das Mädchen lacht. „Ja, wie man's nimmt. Den Namen Eskimo hören hier nicht alle so gerne, denn er bedeutet so viel wie Rohfleischesser. Für mich ist Eskimo aber total in Ordnung. Ich esse sowieso kein Fleisch. Und unsere Häuser nennt man Iglus. Wie ist dein Name?“, wie man ganz nebenbei lernen kann. Alle beginnen abends mit kleinen Szenen vor dem zu Bett gehen im Kreis ihrer Familie und kurz darauf landet man mit ihr in einer anderen Welt. Dort trifft sie stets auf Kinder, die unglücklich sind und die sie mit Hilfe und Unterstützung oder auch nur durch gute Tipps glücklich und zu kleinen Helden machen kann. Enden tut eine jede morgens, wenn sie von Papa oder Mama geweckt wird.

Der Sprachstil ist kindgerecht, leicht verständlich und überfordert sicher auch keinen der kleinen Selbst-Leser. Eventuell unbekannte Begriffe werden zudem immer sofort im Text erklärt. „Mädchen machen doch auch sonst ganz viele Dinge, die Jungen machen. Es gibt doch sogar ein Wort dafür. Emsipation oder so.“ Deva korrigiert sie. „Emanzipation, meinst du. Das heißt, dass alle dieselben Rechte haben. Ist hier noch nicht angekommen. Sie sagen immer, für Mädchen sei das Rennen zu gefährlich. Da lache ich ja!“ oder „Horst? Wer ist das?“, fragt Anouk. Kenai lacht. „Das Nest des Adlers auf dem Baum. Man nennt es Adlerhorst.“, sind nur zwei Beispiele dafür. Nicht ganz so glücklich war ich mit der letzten Geschichte, da Anouk bei dieser die Eltern des Mädchens anlügt bzw. anlügen muss, damit der Trick nicht auffliegt. Notlüge schon klar, aber das muss meiner Meinung nach in einem solchen Buch nicht unbedingt sein. Die eine oder andere Szene in anderen Geschichten war für mich zudem ein bisschen unlogisch bzw. unwahrscheinlich. Ich denke z.B., dass ein Piratenjunge auch ohne lesen zu können, erschließen kann, was Westen, Osten, Süden und Norden auf einer Karte heißen muss, wenn er einen Kompass beherrscht, oder wage zu bezweifeln, dass ein Zirkusjunge, der zum ersten Mal aufs Trapez steigt, über Kopf hängend seine Mutter vor einem Absturz retten kann. Aber gut, es ist ja alles Traumwelt. Schön sind daher auf jeden Fall die vielen tollen Botschaften, wie z.B., dass jeder etwas gut kann, wie wichtig gute Freunde sind oder dass man auf seine Fähigkeiten vertrauen und ab und an seine Angst überwinden muss. Die beiden Autoren haben beim Verfassen lobenswerter Weise zudem an die erwachsenen Vorleser gedacht. Zumindest hatte ich mit solch kleinen Spitzen wie „Mama unterbricht sie, lacht und sagt: „Ich finde es ja schön, dass du so spannende Träume hast, mein Schatz. Ich träume auch immer viel … Stell dir vor, heute Nacht zum Beispiel hat Papa in meinem Traum das Abendessen gekocht!“ Anouk verzieht das Gesicht. „Lieber nicht“, murmelt sie,…“ oder „Warum muss sie überhaupt so früh ins Bett? Schließlich bleiben Mama und Papa auch noch auf, obwohl sie morgen früher aufstehen müssen als Anouk. Was machen die wohl abends immer so lange? Bestimmt essen sie Süßigkeiten oder schauen Zeichentrickserien an. Oder beides! „Total ungerecht!“, sagt sie zu Affi, der sie wie immer freundlich anschaut.“, jede Menge Spaß.

Schon in das herzallerliebste Cover muss man sich verlieben und ganz genauso bezaubernd und äußerst gelungen sind die Bilder innen. Die Illustratorin Joelle Tourlonias war hier mit ganz viel Herzblut am Werk und die detailreichen, süßen und äußerst ansprechenden Zeichnungen sind einfach nur super schön. Da macht allein schon das Blättern richtig Spaß. Es ist z.B. zu herzig, wenn Anouk unter der Tür heimlich nach dem Licht in der Wohnung und ihren Eltern schaut, oder verbotenerweise am Kuchen nascht, vom Papa erwischt wird und sich sogar ihr Affi die Augen zuhalten muss. Nicht ganz so glücklich war ich mit der Tatsache, dass bei der ebook Version das zum Text gehörende Bild immer wieder einmal erst auf der darauffolgenden Doppelseite zu finden war und nicht auf der, die die Szene beschreibt. Das ist meiner Meinung nach besonders beim Vorlesen nicht ganz so gelungen. Ob dies im gedruckten Buch ähnlich ist, kann ich leider nicht beurteilen. Für Tabaluga-Fans sei noch erwähnt, das diese auch ab und ans in Bild huscht, was mir persönlich gut gefallen hat.

Alles in allem ein super schönes Vorlesebuch, das ganz knapp an den fünf Sternen vorbeischrammt, aber auf jeden Fall eine absolute Leseempfehlung wert ist.