Eine Frage der Wahrheit

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Als ich hier vor etwa zwei Wochen die Leseprobe von "Aroma des Todes" vor Augen hatte, kamen mir mehrere Dinge in den Sinn: Spannend, ein wenig wie Sebastian Fitzek, reizvoll, aber durchaus auch mit Schwächen. Ich hatte mich in der Leserunde ausnahmsweise für zwei Bücher beworben, ich sage es ganz ehrlich: "Aroma des Todes" war davon meine zweite Wahl. Doch die Geschichte hat mich positiv überrascht, das Lesen ging schnell und "süffig" von statten, der Griff zum "Aroma des Todes" lohnt. Warum? Dazu nun Stück für Stück mehr.

Ich muss mein Vorwort noch etwas verlängern. Diese Rezension wird vielleicht etwas anders, etwas kürzer ausfallen als andere von mir. Das hat zwei Gründe: Zum einen könnte ich hier zu schnell zu viel vom Inhalt Preis geben. Aber gerade die unerwarteten Wendungen sind es, die das Buch lesenswert machen. Und: Das "Aroma des Todes" ist recht kurz. Je nach "Lesegerät", mit dem man das E-Book liest. In meinem Fall waren es auf dem iPad Mini 160 Seiten (die Leseprobe machte davon schon rund 40 Seiten aus).

Ort und Zeit der Handlung
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Zu den Klassikern meiner Rezensionen gehört immer ein Blick auf Ort und Zeit der Handlung. Für mich ist das durchaus wichtig, um zu entscheiden: Kann ich mich gut in die Geschichte rein finden, reizt es mich. Ich persönlich würde eine Geschichte, die in der sibirischen Steppe oder in einer Wüste in Afrika oder am Südpol spielt, wahrscheinlich nicht so wahnsinnig reizvoll finden.
Ich persönlich finde auch Geschichten aus dem englischsprachigen Raum reizvoller als Skandinavienkrimis - obwohl ich mit Adler Olsen und anderen auch ein wenig auf den Skandinavien-Geschmack gekommen bin.
Der Autor von "Aroma des Todes" scheint noch mehr auf Skandinavien zu stehen. Denn obwohl er aus Deutschland stammt, lässt er die Geschichte in Skandinavien spielen. Aus meiner Sicht ist das unnötig und ist auch einer meiner Minuspunkte, die ich dem Buch "ankreide".
Denn als Schauplatz hätte ebenso gut Hamburg oder Rostock oder Konstanz oder auch eine kleine Stadt in Deutschland, in Österreich, der Schweiz oder sonst wo funktioniert.

Figuren:
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**a) Silvia
Sie ist DIE Hauptfigur, sie ist die interessante Gestalt in der Geschichte. Sie ist Malerin, jung, lebt mit ihrer Freundin Anna (dazu gleich mehr) zusammen. Silvia ist möglicherweise psychisch krank, möglicherweise ist sie aber auch eine Mörderin, möglicherweise trifft beides zu. Wie schon gesagt: Ich kann und will hier nicht zu viel verraten. Die Frage, was hinter ihr steckt, macht einen Reiz dieser Geschichte aus.

**b) Anna
Sie ist die bereits erwähnte Mitbewohnerin von Silvia, ist auch jung, ist Krankenschwester. Ich finde es schon etwas ungewöhnlich, dass sich die beiden Frauen erst sechs Monate kennen, aber schon als enge Freundinnen empfinden. Auch hier ist ein Reiz der Geschichte, dass man als Leser zunächst einen Eindruck von Anna bekommt, dann im Laufe der Geschichte einen etwas entgegen gesetzten.

**c) Silvias Vater
Auch er ist eine undurchsichtige Figur: Er ist reich, war Großindustrieller, lebt allein, liebt seine Tochter. Doch ob er wirklich nur in ihrem Sinne handelt oder auch sein eigenes Spiel, spielt, ist eine weitere Frage vom "Aroma des Todes".

Geschichte:
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Silvia erhält ein Buch zugespielt. Die Autorin: Sie selbst, die Geschichte kommt ihr weitgehend bekannt vor - bis auf das Ende. Silvia ermordet im Buch ihren Freund Mats. Es gibt Mats, Mats ist Musiker und verschwunden. Hat Silvia ihn wirklich ermordet, hat sie wirklich - ohne es zu wissen - dieses Buch geschrieben?
Dieser Auftakt der Geschichte bietet eine Menge Möglichkeiten, die Handlung weiter zu spinnen. Silvia glaubt eine Leiche zu finden, sie trifft nach einem Jahr ihren Vater wieder, es gibt Dinge aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit, an die sich Silvia nicht wirklich erinnert, sie hat merkwürdige Träume. Und Anna? Hilft sie ihr oder steht sie auf einer anderen Seite?
Mehr kann, mehr will ich hier dieses Mal nicht verraten, da das den Reiz nehmen würde.

Hauptthema dieses Buches ist für mich die Frage "Was ist wahr?" Wem kann man vertrauen, wem kann Silvia vertrauen, wem kann der Leser trauen? Es gibt einige Wendungen, einige Überraschungen, nicht ganz so schräg wie bei Sebastian Fitzek, aber durchaus mit dem einen oder anderen unerwarteten Moment.

E-Book:
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Vorweg: Ich habe zwar schon ein paar wenige E-Books gelesen (das letzte vor knapp einem Jahr). Ich bin aber nicht wahnsinnig erfahren damit, besitze keinen extra E-Book-Reader, sondern habe mein Smartphone und mein iPad als Lesegeräte.
Der Vorteil bei einer Leserunde per E-Book: Man muss nicht lange auf die Leseprobe warten, hat sie gleich da.
Möglicherweise bin ich etwas unbedarft mit E-Books, vielleicht ist es auch wirklich eine Schwäche: Die Mail mit der Nachricht kam auf meinen Laptop, den ich nicht fürs Lesen verwenden wollte. Ich habe mir die Mail dann noch einmal auf Smartphone und iPad geöffnet, um das Buch auch dort zur Verfügung zu haben. Möglicherweise ist es ein Medienfehler von meiner Seite, vielleicht aber auch ein Fehler bei iBooks, dass das Buch nicht direkt auf beiden Geräten automatisch vorhanden war.
Der zweite kleine Haken für mich: Das Format der Bücher ist auf den beiden Geräten (um der Lesbarkeit willen) unterschiedlich. Man kann also nicht einfach sagen: Ich war auf dem iPad auf Seite 72 und lese auf Seite 72 auf dem Smartphone weiter. (iPad 160, Smartphone 235 Seiten Gesamtlänge) Auch hier scheine ich möglicherweise die automatische Synchronisation der Geräte nicht richtig aktiviert zu haben. Denn während ich auf dem iPad schon durch war, war auf dem iPhone noch die Stelle, die ich mühsam selbst gesucht hatte, auf Seite 38, als ich zwischendurch damit gelesen hatte.

Pro & Contra
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Pro
- interessante Figuren
- gute Geschichte
- überraschende Wendungen
- süffig zu lesen

Contra
- Schauplatz Skandinavien
- Freundschaft
- Sprachstil
- etwas kurze Geschichte

Fazit:
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Das "Aroma des Todes" ist durchaus ein lesenswerter kleiner Thriller. Das Wort "klein" bezieht sich dabei vor allem auf die Kürze der Geschichte, die ich etwas ungewöhnlich finde. Unnötig finde ich auch den Schauplatz Skandinavien. Da habe ich den ganz persönlichen leisen Verdacht, dass sich Autor und Verlag ein wenig auf den Skandinavien-Krimi-Thriller-Hype mit aufschrauben wollten.
Auch der Sprachstil ist mir in den Anfängen der Geschichte etwas hölzern vorgekommen. Das ist nur ein Bauchgefühl, das ich gar nicht klar mit Beispielen und Argumenten untermauern kann.
Last but not least hat mich - schon bei der Leseprobe - das Verständnis von Freundschaft gewundert. Das mag daran liegen, dass ich persönlich das Wort "Freundschaft" alles andere als verschwenderisch verwende, als echte Freunde nur ganz wenige Menschen, die ich schon sehr lange kenne und die ich um 2 Uhr nachts anrufen und um Hilfe bitten könnte und die das selbe von mir erwarten könnten, als Freunde bezeichnen würde. Silvia sieht Anna aber als Freundin an, obwohl sie sich erst ein paar Monate kennen. Und ob das zu Recht ist?
Doch kommen wir zu den Stärken: Die Figuren sind durchaus interessant, da sie mehrschichtig sind und für Wendungen der guten Geschichte sorgen. Das Buch lässt sich schnell und unkompliziert weg lesen, an einem grauen Wochenende oder ein paar ruhigen vorfühlinglichen Abenden.
Insgesamt kann ich das "Aroma des Todes" empfehlen - und gebe vier Sterne.