Arthur oder wie ich lernte, den T-Bird zu fahren

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piratenbraut Avatar

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Hier haben wir mal wieder ein sehr außergewöhnliches Buch. Ich habe es bei vorablesen gewonnen und war sehr gespannt drauf. Es ist die Kategorie Buch, die ich mir im Buchladen vermutlich eher nicht gekauft hätte, weswegen ich für eine Plattform wie vorablesen.de wieder mal sehr dankbar bin. So kann ich auch mal in andere Bücher reinschnuppern.
Die Geschichte von Arthur und Royce ist wie aus dem Leben gegriffen, was sicherlich auch daran liegt, dass die Autorin selbst jahrelang ihren kranken Vater gepflegt hat und sich daher die Inspiration für das Buch geholt hat. Man kann hier auch nicht von einem typischen Spannungsaufbau mit Höhepunkt sprechen, denn einen wirklichen Höhepunkt hat die Geschichte nicht. Aber das macht nichts, denn die Figuren sind alle so unheimlich sympathisch und realistisch, dass man das Buch einfach gerne liest.
Royce kann seinen Großvater zu Beginn der Geschichte eigentlich gar nicht leiden. Denn der ist griesgrämig, herablassend und manchmal auch ziemlich gemein zu ihm und vor allem zu seiner Mutter. Aber für das Geld könnte er sich ein Auto kaufen und daher stimmt er zu.
Doch mit der Zeit, die er bei seinem Großvater verbringt, erfährt er immer mehr über ihn und seine Vergangenheit als berühmter Cellist. Irgendwann befielt Arthur ihm sogar, ihn mit seinem alten T-Bird durch die Gegend zu kutschieren. Das findet Royce natürlich weltklasse. Und nach und nach lernt er seinen Großvater kennen, weiß, was er mag und unterstützt ihn im Umgang mit Reportern. Zwar wird sein Großvater nicht unbedingt freundlicher, aber durch das Kennenlernen kommen sie besser miteinander aus und Royce erkennt allmählich, dass sein Großvater nicht immer so verbittert war. Als Arthur dann wegen mehrerer Schlaganfälle ins Krankenhaus kommt, wird Royce allerdings noch vor eine ganz andere Herausforderung gestellt.
Das Buch beschreibt sehr eindringlich und einfühlsam, wie schwer es ist, alt zu werden. Wie deprimierend und entwürdigend das irgendwann sein kann. Die Autorin beschreibt das an einer Stelle sehr gut, indem sie es mit einem Kleinkind vergleicht, dass alles machen will, aber fast nichts kann und schon gar nicht ohne Hilfe. Das ist frustrierend. Schon für die Kinder. Nur dass alte Leute nicht die Aussicht haben, dass sie das Gewünschte noch erlernen können sondern im Gegenteil sich damit abfinden müssen, dass sie es für immer verlernt haben. Und irgendwie kann man Arthur dann sehr gut verstehen.
Genau so macht das Buch deutlich, wie schwer es für die Angehörigen ist, mit solchen Situationen umzugehen und dass es wahnsinnig wichtig ist, dass man zusammen hält und nie den Mut verliert.

Einziges Minuspünktchen: Das Buch hätte etwas länger sein können. Besonders die Phase, in der Royce Arthur kennen lernt, hätte ich mir länger und ausführlicher gewünscht. Ansonsten top!