Tief ergreifende, aber auch humorvolle Geschichte aus dem Leben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
elke seifried Avatar

Von

Da Arthur, der 95-jährige Großvater von Royce, einen Schlaganfall hatte und sich jetzt nicht mehr selbst versorgen kann, muss Royce mit seiner Mutter umziehen. Fast am anderen Ende Canadas muss er fern seiner Freunde neu beginnen. Da er am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt, kann er nicht zur Schule gehen und findet natürlich so auch keine neuen Freunde. Seine Mutter muss fast rund um die Uhr arbeiten, um die beiden über Wasser zu halten, da Royces Vater gestorben ist, als er zwei Jahre alt war. Eigentlich verwunderlich, denn Arthur ist wohlhabend, er war schließlich der viel gefeierte Star- Chellist, der auch jetzt noch zahlreiche Fans hat. Weil von dieser Seite allerdings nichts zu erwarten ist, soll sich Royce, bis er wieder zur Schule geht, einen Nebenjob suchen. Da der immer grantige, aber ebenso noch liebend gerne flirtende Arthur bereits zwei Pflegerinnen innerhalb kürzester Zeit davongejagt hat, macht Royces Mutter den Vorschlag, dass er den Job übernehmen könnte. Er ist natürlich wenig begeistert von der Aussicht, seinen dementen Großvater, der ständig grantig ist, schimpft und alles andere als gepflegt ist, tagsüber zu betreuen. Ein weiterer Grund dagegen ist auch, dass Arthur ihm eigentlich völlig fremd ist, er hat ihn ja eben erst kennen gelernt. Da er jedoch unbedingt auf ein Auto sparen möchte um wieder zu seinen Freunden ziehen zu können, lockt die Aussicht auf das große Geld.

Royce braucht besonders in der ersten Zeit eine ganz dicke Haut. Natürlich kann auch er, wie eben niemand, Arthur etwas rechtmachen. Alles was Royce anpackt, scheint falsch zu sein, er wird rumkommandiert wie ein persönlicher Diener und was ihn am meisten nervt ist, dass Arthur ihn nur immer Junge ruft. Anfangs kann er dem Großvater gar nichts abgewinnen und als die Friseuse noch sagt, dein Großvater mag dich und du ihn auch, kann Royce nur müde lächeln. Allerdings ist es wirklich so, dass er sich immer mehr für die Geschichte der Familie interessiert. Da seine Mutter eigentlich von einem Kindermädchen aufgezogen wurde, weil Arthur meist auf Tournee war, wissen beide so gut wie nichts. Langsam kommen sich Royce und sein Großvater immer näher. Ein Highlight ist natürlich der Thunderbird aus dem Jahr 1956, der jede Woche einmal bewegt werden muss. Beide scheinen die Ausfahrten mit dem Oldtimer sehr zu genießen. Dieser ziert ja auch das Titelbild.

Sarah Havery hat mich mit ihrem Roman von der ersten Seite ab gefesselt. Die Art wie sie die Demenz von Arthur, die Annährung der Familie und auch das langsame Sterben darstellt ist einfach perfekt. Ich selbst habe die Erfahrung mit einem demenzkranken Vater, der zu Hause gepflegt wurde, gemacht und mich vielfach wiedergefunden. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Royce Sicht erzählt, dass gibt dem Leser prima die Möglichkeit sich in den Jungen hineinzuversetzen. Auch wenn die Geschichte eigentlich traurig ist, wird hier nicht mit einer negativen Grundstimmung erzählt. Ich konnte besonders im ersten Teil sehr viel schmunzeln und auch immer wieder herzhaft lachen. Eine wirklich sehr gelungene Umsetzung dieses schwierigen Themas.