Die Schicksalsfäden der Nornen

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owenmeany Avatar

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Die Lektüre dieses nun vorliegenden letzten Bandes einer Trilogie vorbereitend hörte ich den ersten Teil als Hörbuch, kann jedoch versichern, dass man "Astrids Vermächtnis" auch so ohne Bedenken lesen und verstehen kann. Alle notwendigen Fakten flicht Mytting an den jeweiligen Stellen ein, angefangen bei der ausführlichen Darstellung der Schwesternglocken-Sage gleich zu Beginn.

Wie der norwegische Autor die dramatischen Einzelschicksale in den Zusammenhang der National- wie der Weltgeschichte stellt und dabei noch ganz plausibel alte Mythen einfließen lässt, hat mich schwer beeindruckt. Die Fülle der Personen hat er im Anhang verzeichnet, aber alle in der für sie typischen Weise so charakterisiert, dass man problemlos folgen kann.

Sehr erhellend fand ich es, die sich immer stärker entfaltende Geisteshaltung des Nationalsozialismus und die damit verbundenen Verbrechen in den Zeiten des Zweiten Weltkriegs durch die Brille eines besetzten Volkes wahrzunehmen. Scheinbar harmlose Spinner frönten einem nordischen Kult und gossen damit noch Öl ins Feuer fanatischer Politiker.

Überaus spannend schildert Mytting die Kriegshandlungen des deutschen Überfalls und die Formierung des norwegischen Widerstands. Dabei vermeidet er aber auch in der Schilderung der politisch aufgewühlten Zeiten die Schwarzweißmalerei, was besonders in der Predigt des Pfarrers voller apokalyptischer Weisheit seinen Ausdruck findet.

Unvergesslich bleiben die starken Frauen, allen voran Großmutter und Enkelin Astrid, und ganz besonders der die Generationen verbindende Pfarrer Kai Schweigaard. Den mächtig erscheinenden Umfang von über 600 Seiten habe ich durch die packende Erzählweise mühelos bewältigt.

Für alle Skandinavientouristen möchte ich dieses Lesevergnügen mit Erkenntnisgewinn als Pflichtlektüre wärmstens empfehlen.