Mythen und starke Charaktere

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mirko Avatar

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Der dritte Teil der „Glocken“-Saga ist ein gelungener Abschluss einer großen Erzählung. Ich habe den ersten Teil geliebt, der wahrscheinlich die intensivste Leseerfahrung der drei Teile war. Mit Astrid Hekne wurde hier eine der wunderbarsten Romanfiguren geschaffen, die man sich vorstellen kann. Astrid und ihre Geschichte hat mich vor gut 3 Jahren zutiefst berührt.
Im zweiten Teil wurde die Geschichte konsequent weitergeführt. Neue Charaktere tauchten auf, alte entwickelten sich weiter.
In „Astrids Vermächtnis“ führt Mytting den Leser in die dunkle Zeit des 2. Weltkriegs. Die inzwischen 3. Generation der Hekne-Familie tritt in den Mittelpunkt der Erzählung. Alte Mythen durchziehen die Geschichte weiterhin und treiben sie gleichzeitig voran. Alte Rätsel werden nach und nach aufgelöst. Das ist nicht nur handwerklich gut gemacht, sondern sowohl spannend als auch berührend zu lesen.
Die Hauptfigur der Trilogie ist Pfarrer Kai Schweigaard, der auch im 3. Teil eine wesentliche Rolle spielt. Auch mit ihm hat Lars Mytting einen Charakter erschaffen, der nachwirkt. Anfänglich habe ich ihn eher als Anti-Helden gesehen, eine Figur mit guten und schlechten Seiten. Aber über Jahrzehnte hinweg entwickelt sich Schweigaard und wächst dem Leser zunehmend ans Herz, auch wenn er eine vielschichtige Person bleibt. Allein diese Entwicklung zu verfolgen ist eine Erfahrung, die nicht vielen Autoren gelingt.
Fazit: Die „Glocken“-Trilogie lässt den Leser eintauchen in eine Welt voller Mythen, welche der Geschichte eine hohe Dynamik verleihen. Mit großer erzählerischer Kraft entfaltet sich eine Familiengeschichte aus dem alten Norwegen. Über drei Generationen und zwei Weltkriege hinweg wird man Zeuge dramatischer Ereignisse, die sich mit hoher Authentizität entfalten. Was für mich in erster Linie zurückbleibt sind Charaktere, die man nicht so leicht wieder vergisst, allen voran Astrid Hekne und Kai Schweigaard. Die Trilogie ist somit eine klare Leseempfehlung!