Abschied

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meldsebjon Avatar

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Mit 40 Jahren ist Blanca jetzt endgültig nicht mehr Kind, denn ihre Mutter ist gestorben. Nach langer Krankheit, so dass man eigentlich meinen sollte, sie hätte Zeit gehabt, Abschied zu nehmen. Trotzdem ist es das Endgültige, das jetzt verarbeitet werden muss. Manche Differenzen, die immer zwischen den beiden geschwelt haben, können nun nicht mehr bereinigt werden. Auch ist der Rat der Mutter nicht mehr zu erwarten, Blanca muss jetzt ohne Unterstützung ihr Leben selbst gestalten. Das ist im Moment alles andere als harmonisch. Zwei gescheiterte Ehen und zwei Söhne sind Teil ihres Lebens.
Jeder Mensch geht anders mit Trauer um, aber jeder muss das alles erst einmal verarbeiten. Blancas Mutter hat immer gesagt: "Auch das wird vergehen". Aber stimmt das wirklich? Muss man nicht für sich selbst einen Weg finden? Das ist es, was Blanca versucht. Auf eine etwas unkonventionelle Art, beginnt sie, das Leben ohne ihre Mutter zu leben. Immer wieder führt sie Zwiegespräche mit der Mutter, die dem Leser helfen, sich in sie hineinzuversetzen. Vielleicht muss man bei einem solchen Verlust ganz intensiv spüren, dass man lebt. Sex, Alkohol und Drogen sind Dinge, die dazu beitragen.
Nach der Leseprobe hatte ich etwas anderes erwartet, die Fortsetzung hat mich überrascht, was ja nicht unbedingt schlecht ist. Sprachlich ausgefeilt und einfühlsam geschrieben ist es ein Buch, das zum Nachdenken aber nicht unbedingt zum Nachahmen anregt. Eingebettet in einen spanischen Sommer ist das Geschehen doch irgendwie weiter weg, so dass eine letzte Schranke bleibt, die der Leser nicht durchdringen kann.