Auch das ist vergangen

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steffi kohl Avatar

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Es ist eine Mutter-Tochter-Beziehung zu erwarten, die kompliziert war und ist. Das waren meine Erwartungen nach der Leseprobe, das Buch konnte sie jedoch bedauerlicherweise kaum erfüllen.
Das Buch hat in der Presse viel Lob erhalten, es war der Überraschungserfolg auf der Frankfurter Buchmesse und auf mehreren europäischen Bestsellerlisten zu finden.
Milena Busquets Roman wurde sogar mit „Bonjour tristesse der französischen Autorin Françoise Sagan verglichen, für mich ist das nicht nachvollziehbar. Sagans Roman stammt aus dem Jahr 1954, ist damals ein wichtiges Dokument des kulturellen Wandels, der sich in Frankreich und anderswo in Westeuropa in den fünfziger Jahren anbahnt. Aber in der heutigen Zeit wirkt die Protagonistin im Ausloten ihrer sexuellen Anziehungskraft eher oberflächlich. Das Buch ist teilweise sehr voyeuristisch erzählt, zum Beispiel über ihren Sex - und Drogenkonsum.
Nun ist Milana Busquets Roman, 170 Seiten lang auf Deutsch erschienen, und man wird sehen, wie die hiesigen Zeitschriften reagieren. Begeistert werden wohl vor allem Frauenmagazine sein.
Die 40 jährige Blanca hat ihre Mutter verloren und um ihre Trauer zu bewältigen, beschließt sie, den Sommer im Sommersitz der Familie am Meer zu verbringen. Dabei begleiten sie ihre beiden Söhnen, ihre Ex- Männern, ihre Kinderfrau, ihre Freundinnen mit Anhang und ihr aktueller Geliebter; der allerdings mit Frau und Kindern in der Nähe untergebracht.
Der Aufenthalt ist einerseits geprägt von Erinnerungen an die exzentrische Mutter, andererseits aber von Abwechslung zwischen Meer, Mahlzeiten mit Alkohol und Drogen und sexuellen Begegnungen.
Irgendwie verloren erscheint die Protagonistin dabei, wie ein kleines Kind, kaum wie eine 40 Jährige. Diese Szenen sind anrührend und dafür findet die Autorin großartige und ebenso wunderschöne Worte wie auch für die Naturbeschreibungen. Da kann man sich durchaus an den Stil französischer Schriftstellerinnen erinnert fühlen.
Leider kann die wirklich schöne Sprache aber die Schwächen der Handlung nicht verbergen, dafür hat sie zu wenig Stringenz.
Das Cover und der Titel des Buches passen zum Buch, der Preis von fast 20 Euro für 170 Seiten erscheint mir hoch.