Trauerbewältigung ohne Vorankommen

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danib83 Avatar

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Der Klappentext des Buches machte mich sofort neugierig und bei vorablesen.de konnte ich gleich in ein paar Seiten des Romans hineinlesen. Damals sah mein Leseeindruck so aus:

 

> _Blanca ist vierzig und konnte sich ihr ganzes Leben lang nicht vorstellen, 40 oder 50 zu sein. Das kann ich ihr nachempfinden, denn so weit kam ich bisher auch noch nicht. Umso schlimmer ist es für sie, sich ein Leben ohne ihre kürzlich verstorbene Mutter vorzustellen. Sie vermisst sie, weiß nicht, was sie ohne sie tun soll. Und ihr Ex Óskar ist sexbesessen und sieht den Kopulationsakt als Allheilmittel. Blanca hingegen trinkt morgens Bier und raucht dazu Zigaretten. Das alles wird in der Leseprobe in einer poetisch schönen Darstellung geschildert. Die Worte (auch wenn sie aus dem Spanischen übersetzt wurden) reihen sich wie Öl aneinander und geben dem Lesefluss eine Geschmeidigkeit, die man nur selten in Büchern vorfindet. Das Thema ist melancholisch, traurig und auch etwas abstrakt, dann doch wieder sehr realitätsnah (Tod der Mutter). Vom Cover bin ich leider nicht ganz überzeugt, aber es scheint mir immer noch besser zu sein als das des spanischen Originals._

Von der Art des Schreibens bin ich immer noch überzeugt, allerdings könnte ich jetzt keine volle Punktzahl mehr für diesen Roman vergeben, da sich das Sujet nicht mehr ändert. Alles bleibt beim Alten, die Trauerbewältigung Blancas durch Sex und Männer setzt sich fort, am Ende gibt es den Satz, der als allgemeingültig dargestellt wird und auch titelgebend ist .Zu Óskar kommt dann noch ein zweiter Ex-Mann und ein verheirateter Liebhaber hinzu und gemeinsam mit Freundin und Kindern fährt Blanca nach Cadaqués, auf den Sommerfamiliensitz am Meer. Trauerbewältigung findet über verhältnismäßig wenige Seiten statt, jedoch immer in der selben Manier. Das wird, selbst bei einem kurzen 170-seitigen Roman, zu einem langwierigen Unterfangen. Dafür kann die Sprache umso positiver hervorgehoben werden, denn der Text ist, wie ich oben schon geschrieben habe, weich wie Butter, ohne dabei schmierig zu wirken.