Alle Probleme können überwunden werden!

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majandra Avatar

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1) Inhalt

Lisbeth hat eine schwere Kindheit hinter sich und dadurch eine gestörte Persönlichkeit entwickelt. Dieser Kindheit folgt eine ebenfalls schwierige Jugendzeit am Bauernhof einer Tante, was ihre Probleme nur noch verstärkt. Einziger Lichtblick in dieser Zeit ist Lisbeths Freundschaft zu dem Schaf Paul, das ebenfalls eine ungewöhnliche Persönlichkeit aufweist. Später zieht Lisbeth nach Berlin, wo ihr die Tante eine große Wohnung finanziert hat – Lisbeths Probleme lassen jedoch auch hier nicht von ihr ab.
Während der Handlung versucht Lisbeth, ihr Leben irgendwie in den Griff zu bekommen. Mit Hilfe verschiedener Personen und dem Schaf Paul scheint ihr das auch allmählich zu gelingen. Doch dann tritt Edgar, den sie schon seit ihrer Kindheit kennt, in ihr Leben und möchte der Tante den Bauernhof abkaufen. Kann das gutgehen?

2) Sprache / Stil

Der Roman verwendet eine sehr gewöhnliche Ausdrucksweise und ist in einer eher alltäglichen und leicht verständlichen Sprache geschrieben. Dies ist notwendig für die Charakterisierung der Protagonistin Lisbeth, die in einer gewöhnlichen Welt lebt und dort versucht, ihre Zwänge unter Kontrolle zu bringen.

Eine stilistische Besonderheit stellt die Herangehensweise der Autorin mit Lisbeths Zwängen dar. Der Zählzwang wird beispielsweise visuell veranschaulicht, indem die Aufzählung einzelner Dinge provokativ auf die Spitze getrieben wird:

„Als der Hof schließlich gefegt war, konnte Lisbeth nicht anders, als die Nägel (346 lange, 65 kürzere, 23 andere) und die Bretter (87) zu zählen.“ (S. 108)

Auch lässt die Autorin der Protagonistin Gedanken durchstreichen, die sie lieber nicht gedacht hätte. Zahlen oder Wörter werden dabei zwar geschrieben, dann jedoch liebevoll durchgestrichen und so trotzdem oder gerade deswegen deutlich sichtbar stehengelassen. Lisbeths innere Zerrissenheit wird somit auch sprachlich symbolisiert:

„Es war ein Notizbuch mit 239 vielen leeren Seiten.“ (S. 59)

Die einzelnen Kapitel des Werks weisen Überschriften auf, die inhaltlich auf die nächsten Seiten vorausdeuten. Dadurch behält man einen guten Überblick über die gerade laufende Handlung.

3) Kritik

Aufgrund der leider eher langatmig geschilderten Vergangenheit der Protagonistin findet man anfangs nur schwer in das Buch hinein. Die Autorin versucht zwar, schrittweise und allmählich auf Lisbeth und ihre Störungen einzugehen, es ist aber gerade durch diese nur sehr langsame, wohl aber gut gemeinte Charakterisierung zu Beginn schwierig, tatsächlich ständig aufmerksam an der Materie zu bleiben. Erst allmählich bekommt die Person Lisbeth mehr und mehr Kontur und die Lektüre fällt auch für die LeserInnen leichter.

Die kindlich-naive Persönlichkeit der Lisbeth wird auch durch die Titelblatt-Gestaltung wunderbar eingefangen. So erhält man Stück für Stück den Eindruck, dass das Buch zeigen will, wie selbst solche schwerwiegenden Probleme und Störungen wie die der Lisbeth bewältigt werden können.

Besonders liebenswert wird das Schaf Paul dargestellt, das an verschiedenen Stellen der Handlung immer wieder auftritt und Lisbeth auf ihrem Weg begleitet. Als Seelenfreund findet Lisbeth in ihm eine Unterstützung, dessen Kraft selbst bis zu den LeserInnen spürbar ist.

Dennoch muss festgehalten werden, dass der Roman mit einer ständigen Gratwanderung zwischen skurril und beängstigend spielt und sich dadurch trotz der einfachen Sprache zu einem mehr und mehr tiefgreifenden Werk wandelt.

4) Empfehlung

Das Buch kann sowohl als einfache Urlaubslektüre für Zwischendurch hergenommen werden, als auch für Leute, die gerne skurrile und leicht amüsante Geschichten aus dem Leben lesen. Die tiefsinnigen und weitgreifenden Veränderungen, die in Lisbeth vorgehen, regen zum Nachdenken an und bleiben auch nach der Lektüre für längere Zeit haften.