Fesselnde Dichtung

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ranja Avatar

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Nach dem Lesen der Leseprobe, wusste ich genau, was gemeint ist, wenn "The New York Book Review" von einer Sprache spricht, als würde versucht werden, die Sprache eines Traumes zu übersetzen.

Eine Frau streift durch Manhatte, das sehe ich auch, wenn ich mir das Cover anschaue. Das Schwarz-Weiß-Bild ihrer Streifzüge kontrastiert in Harmonie das Reingelb der Auschrift. Nicht nur die Farbe, auch die Schriftart wirkt bestimmt gegen das leicht verschwomme Bild ihres Hintergrundes. Es erinnert etwas, an das, was sie "sie für immer verloren glaubte". Und trotzdem ist die Frau abgewandt und wandert weiter durch die Straßen. So stellt schon das Cover den in der Kurzbeschreibung erläuterten Konflikt treffend dar: Was muss sie tun, damit diese Gefühle "Auf der Zunge" nie wieder fliehen?

Durch die Art, wie die Geschichte erzählt wird, habe ich den Eindruck, der Spannungsaufbau spielt keine große Rolle. Sie nimmt und spricht aus, was sie denkt. Spannung muss nicht erhalten werden, sondern als Lesende folgt man ihren fast schon sprunghaften Gedanken und versucht durchzukommen. Darin liegt die Spannung im Lesen und sie scheint konstant zu bleiben.

Auch konstant scheint ein Durchdringen zu den Charakteren zu bleiben. Denn sie sind gleichzeitig karikiert und schemenhaft, mit einem Wort scheint man ihnen näher gekommen zu sein, während sie mit einem anderern weggestoßen werden. Nur der Frau bleiben wir natürlich etwas näher, die andere lernen wir nur ganz ausgewählt kennen, so wie sie sich fühlt, so wirken die Charaktere auf uns. Sie sprechen nicht direkt. Es geht nicht um die Figuren in diesem Buch, es geht um die Frau und was sie in ihren Menschen sucht und sieht.

All diese Eindrücke haben strak mit dem Schreibstil zu tun: beschwörend. Die vielen kurzen Paragraphe teilen die Geschichte sehr, vertärken den Eindruck der knappen und nüchtern wirkenden Sprache. Doch in ihr, in ihrem Rhythmus und ihrer Poesie, steckt sehr viel, was wir wohl erst nach und noch besser verstehen. Wir werden in sie reingeworfen und müssen mit ihr durch ihre Worte streifen, um verstehen zu können. Ich möchte dies sehr gerne.
Die Leseprobe hat mich gefesselt und verloren, sodass ich gerne weiter an ihrer Phantasie und ihren Gefühlen Teilhaben würde.