Eindrucksvoller Schreibstil

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"Auf der Zunge" ist Jennifer Clements drittes in Deutschland erschienener Roman. Ihre Vorgänger "Gebete für die Vermissten" und vor allem "Gun Love" haben mir sehr gut gefallen, umso neugieriger war ich auf ihr neustes Werk.

In "Auf der Zunge" begleiten wir eine Frau auf ihrem Streifzug durch New York. In jedem neuen Kapitel begegnet sie dabei einem Mann, der Gefühle in ihr weckt, die sie in ihrer Ehe nicht mehr verspürt.

Die Geschichte rund um die namenlose Frau ist sehr poetisch geschrieben. Oft ist nicht zu erkennen, ob es sich bei den Begegnungen um Träume oder die Wirklichkeit handelt. Das hat bei mir dazu geführt, dass ich oft nicht wusste, wie ich das Gelesene einordnen soll. Ich konnte der Handlung oft nicht folgen und auch zur Protagonistin konnte ich dadurch keinen Zugang finden. Der Schreibstil ist aber, wie schon bei Clements Vorgängern, sehr eindrucksvoll.

»Seine Hand hält ihre Hand. Ihre Lebenslinien drücken gegeneinander. Ihre Lebenslinie liegt auf seiner, sie sind Straßen, die sich auf der Haut kreuzen. Ihre Herzlinie kreuzt seine Schicksalslinie. Seine Merkurlinie kreuzt ihre Sonnenlinie.« (Seite 97)

So wunderschön einige Passagen auch geschrieben sind, würde ich "Auf der Zunge" nur bedingt weiterempfehlen. Vorwiegend würde ich es nur Leser:innen vorschlagen, die sich mit dem Text auseinander setzen und auch mal zwischen den Zeilen lesen wollen.