Irgendwo zwischen verwirrend und fesselnd

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alina_liest07 Avatar

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Eine Frau streift gedankenverloren und ihre Ehe und ihr Leben hinterfragend durch New York und trifft dabei ganz unterschiedliche Männer wie beispielsweise den Maler, den Räuber oder den Arzt. Die Handlung von „Auf der Zunge“ ist schnell zusammengefasst und dennoch nie ganz greifbar.

Jennifer Clements neustes, ins Deutsche übersetzte Buch hat mich sehr hin- und hergerissen. Die wirren Gedankengänge und Gespräche zwischen der Protagonistin und den ihr begegnenden Männer schwanken irgendwo zwischen faszinierend und unverständlich. Vor allem die angeschnittenen jüdischen Hintergründe fand ich sehr interessant, auch wenn ich diese nicht ganz in den Gesamtkontext bringen konnte.

„Auf der Zunge“ hat sprachlich durchaus starke Passagen in denen wichtige philosophische Fragen angedeutet werden und Jennifer Clement hat die wirre und abstruse Atmosphäre eines Traumes auf einzigartige Art und Weise eingefangen. Auch die Beschreibungen New Yorks und einigen bekannten Orten wie beispielsweise dem Strand Book Store, fand ich faszinierend und sie haben die Erzählung für mich zumindest etwas greifbarer gemacht.
Während ich teils wie in Trance in den fesselnden und komischen Beschreibungen der Protagonistin versunken, hat mich das Beschriebene auch immer wieder verwirrt und mir hat zu vielen Begegnungen und Gesprächen der Zugang gefehlt.

Alles in allem ein Roman, der mich sehr zwiespältig zurücklässt. Einerseits lässt mich dir mir unklare Botschaft ratlos zurück, andererseits hat das Buch durchaus einen sprachlichen und poetischen Reiz. Vielleicht hilft es bei dieser Erzählung von Clement weniger mit den Erwartungen an einen klassischen Roman heranzugehen, sondern es eher als Novelle beziehungsweise lange (Traum-) Dichtung zu sehen und zu lesen.