New York im Gefühlsnebel

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pabro78 Avatar

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Der Roman "Auf der Zunge" der in Mexiko lebenden US-amerikanischen Schriftstellerin Jennifer Clement führt uns sprachgewandt und doch wie im Nebel durch New York, immer weiter durch seine Straßen, über seine Plätze und immer tiefer in das Seelenleben der Protagonistin hinein. Eine gescheiterte Ehe, ein misslungener Lebensentwurf, all das schimmert durch die Gedankenfetzen, die einen immer stärker werdenden Sog aufbauen. Während ein konkreter Handlungsfaden fehlt, entfaltet die Sprachgewalt nach und nach ihre Wirkung. Die ersten Seiten muten eigenartig an, wenn man sich jedoch auf das Besondere einlässt, wird es einfacher. Wie in Trance liest man immer weiter und wird von der sehr eigenen Atmosphäre des Romans gefangen genommen. Keine einfache Lektüre, aber ein sehr poetisches, berührendes und erschreckendes Buch.