Offen für Interpretationen

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Eine Frau läuft durch die Straßen New Yorks und trifft dabei auf verschiedene Männer. So könnte man den Inhalt dieses Romans zusammenfassen. Die Frau, offenbar jüdischen Glaubens, läuft vor ihrem Ehemann aus der gemeinsamen Wohnung weg und durch die Stadt. Dort trifft sie in jedem Kapitel eine neue Figur, allesamt Männer. Clement lässt sie dabei komplett ihren inneren Monolog ausführen und legt uns eine vollkommen subjektive Beschreibung der Vorgänge vor. Wir wissen nicht, ob diese Reise tatsächlich stattfindet oder ob es nur im Kopf der Frau, die tatsächlich nur "die Frau" genannt wird, passiert. Es geht um Geschichtsbewältigung, Nähe und Distanz in der Ehe und zu anderen Männern und um ihre poetische Sprache, die das ganze Buch tatsächlich sehr kafkaesk anmuten lässt.
Mir hat die Sprache anfangs gut gefallen, aber die Bilder die sie nutzt fangen an sich zu wiederholen und es wird auch ziemlich langweilig, wenn die Figur nur Männer trifft (mit Ausnahme einer Obdachlosen) und immer wieder darüber sinniert, dass ihre Brüste auf die Brust des jeweiligen Mannes trifft. Ein bisschen mehr Varianz hätte hier meiner Meinung nach gut getan.
Zeit ist von Vorteil, wenn man dieses 143 Seiten starke Büchlein liest, denn auf die Sprache muss man sich einlassen. Nebenbei lässt sich dieser Roman nicht wirklich lesen.
Alles in allem aber hat das Buch seine starken Momente vor allem in der poetischen und bildhaften Sprache, die Geschichte an sich finde ich aber eher dünn. Es hätte sich angeboten mehr über Geschlechtergrenzen hinweg zu schauen und nicht schon wieder eine heteronormative Geschichte von einer Frau, die über und mit Männern nachdenkt, zu schreiben.