Pfütze aus Liebe

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constanze_pachner Avatar

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"Eine Frau streift durch Manhattan. Mit jedem Schritt weiter weg von einem Zuhause, indem die Liebe blass, der Ehemann sprachlos geworden ist, Auf ihren Streifzügen entlang der Brownstones begegnen ihr Männer, wie aus der Phantasie entstiegen."
(Klappentext)

Im neuen Roman 'Auf der Zunge' von Jennifer Clement - übersetzt von Nicolai von Schweder-Schreiner - setzt eine personale Erzählstimme die Duftnoten einer Frau in Form eines verdichteten, omnipräsenten inneren Monologes frei. Der in der Bibliothekarin aufkeimende Wunsch nach Regelbruch taucht für den durch Manhattan trabenden Leser wiederkehrend in Form einer Straßenlaterne als melodisch schwungvoll lyrische Passage auf. Gedanklich hält sich die Frau auf ihrer Reise an der Kraft des Buches als Seelenschmeichler fest.
Zart kribbelnde Bilder lösen sich als Eiswürfel im Prozentsatz eines Wodkas auf und schenken dem Gesöff eine eigene Note, welches auf einen Besitzer wartend den Bartresen schmückt.

"Du hast gesagt, deine Zunge sei ein Fluss, der sich an den Felsen deiner Zähne bricht." (72)

Die in Büchern gefundenen Sätze sind für die Frau zeitgebundene Bahngleise, sie schenken einen Rahmen, halten richtungsweisend auf Kurs, verharren auf der Zunge im Einklang mi der reinigenden Pelzschicht.

Der labyrinthische Streifzug findet am Ende einen abgerundeten Bogen, nur leider verliert der bis zur Mitte eindringlich pointiert aufgezeigte Weg hin zum Verlust einer Liebe sich im Getümmel Manhattans. Das ist sehr schade, denn gern hätte ich jeden Tropfen der Pfütze aus Liebe berührt.