Poetischer Nebl, träumerische Dichtung

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lesedelfin Avatar

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Eine Frau streift durch New York. Die Liebe zu ihrem Mann ist längst in so etwas wie ihr Gegenteil verkehrt, sie sehnt sich nach Berührungen, nach Liebe und nach Leidenschaft. Auf ihrem Spaziergang begegnen ihr Männer - Männer, nach denen sie sich verzehrt und Männer, die zwischen wirklich und unwirklich changieren wie in einem Traum.

Nichts im Buch kann für wahr befunden werden, aber auch nichts für falsch. Wie in Fieberträumen schwappen Begegnungen in einem Sprühnebel auf den*die Leser*in zu und offenbaren eine tiefe Sehnsucht und auch Wehmut. Zwischen Ortsbeschreibungen der Stadt, die nie schläft, Beschreibungen der erkalteten Leidenschaft in der Ehe und Beschreibungen von Männern, die der Frau den Hof machen, lernt man alles mögliche kennen, aber nie die Frau selbst. Diese Distanz zur Figur schafft aber zugleich Raum dafür, sich selbst in sie zu projizieren. Die Sprache von Clement bleibt stets verdichtet, um den nebligen Leseeindruck zu wahren. Alles fühlt sich an wie ein Spaziergang im Hochsommer, man fühlt sich benebelt von den so wehmütigen, teils traurigen, teil sogar erotischen Schilderungen. So lässt einen "Auf der Zunge" schlussendlich verwirrt, desorientiert und aller Illusion beraubt zurück. Für mich ein Signal für ein gutes Buch, mit dem man gearbeitet hat, ist wohl aber Geschmackssache.

Alles in allem ein gelungener... Roman? Gelungene Dichtung? Gelungenes Buch.
Ich vergebe lediglich keine 5 Sterne, weil ich das Buch für den Umfang recht teuer finde und mir für 5 Sterne etwas "Storyline" fehlt.