Überwältigend!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
amirasbibliothek Avatar

Von

Diese Erzählung ist eine Wucht. Ganz ehrlich, ich war nicht selten überfordert. Ich liebe literarische Angebote mit einer hohen Dichte an Leerstellen, aber hier haben wir nochmal ein ganz anderes Level, es ist fast zu viel. Jedenfalls reicht eine flüchtige Lektüre nicht aus. Hier und da musste ich verweilen oder mehrmals lesen, aber auch das hat mich nicht an allen Stellen zufrieden stellen können.
Aber eins ist für mich klar: Das ist ein hochwertiges Stück Gegenwartsliteratur, mit dem sich eine Auseinandersetzung lohnt. Allein schon die Erzählhaltung und der poetische Stil geben dafür einen guten Grund ab. Außerdem hatte ich so einige bedeutende Momente während der Lektüre. Die Autorin hat es tatsächlich geschafft, mich zu berühren und zu ganz neuen Gedanken zu inspirieren. Es gab aber so viele Irritationsmomente, dass man auf jeden Fall schwindelfrei sein sollte.
Wie kommt die Stadt New York rüber? Lustigerweise habe ich parallel ein anderes Buch gelesen, das auch in New York spielt und ich muss sagen, dass sie die Stadt in einigen Punkten ähnlich dargestellt haben, aber in manchen Zügen war dieses hier intensiver.
Im Vordergrund steht hier viel mehr das Verschwimmen von Welten: Die Handlungs- und Vorstellungsebene werden von zeitlichen und räumlichen Reisen überlagert. Ich dachte immer wieder, ich hätte die Orientierung verloren, nur um sie dann am Ende, als der entscheidende Rettungsanker zugeworfen wurde, zurückgewonnen zu haben glaubte. Aber ich kann nicht behaupten, dass diese Geschichte für mich abgeschlossen ist. Sie lässt mir noch keine Ruhe und ich werde mir wohl erstmal noch andere Rezensionen durchlesen, denn ich vernehme noch einen Nebel um mir.

Die Themen Liebe, Jugend, weitere Chancen, Lebensalternativen, Selbstentwurf... stehen im Vordergrund. Laut Klappentext werden verschiedene Männertypen und -fantasien der Protagonistin durchlebt. Aber es geht definitiv um mehr. Es geht eher um sie selbst und die Passivität einer Literaturbegeisterten, die zwischen den Seiten unendlich viele aufregendere Leben durchspielen kann, ohne ihrer Unzufriedenheit in der Wirklichkeit zu entgehen.