Eine rastlose Frau auf der Suche nach ihrer Geschichte.

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phoenix84 Avatar

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Das Buch " Aufstieg und Fall großer Mächte " handelt von der mittellosen Buchladen-Besitzerin Tooly Zylberberg, die nach und nach versucht, die losen Fäden ihres Daseins zu ordnen.
Von ihrem Vater in jungen Jahren getrennt, wächst sie an verschiedenen Orten der Welt auf, teils von dem opportunistischen Venn, der unzuverlässigen und immer wieder plötzlich verschwindenden Sarah ( welche eigentlich eine wesentlich tragendere Mutter- Rolle in ihrem Leben spielen sollte ) und dem schon damals alten Humphrey, der vor allem Sachbücher und Schach liebt und triviale Menschen verachtet, aufgezogen.

Jede dieser sehr speziellen, in meinen Augen irgendwo verstörten Personen, ihr leiblicher Vater mit eingeschlossen, verbirgt etwas vor ihr. Sei es, um sie vor der Wahrheit zu schützen, sich selbst interessanter zu machen oder aus blankem egoistischen Eigennutz. Der Leser geht mit Tooly auf diese Entdeckungsreise durch verschieden " Epochen " unserer Moderne und tatsächlich fallen die einzelnen Teilchen des manchmal doch recht verworrenen Puzzles am Ende alle an ihren Ort.

Tom Rachman kreiert mit den unterschiedlichen Zeitsprüngen eine erstmal nicht allzu stringente Abfolge von Handlungen, die sich dem Leser erst später als ein großes Ganzes präsentieren. Zunächst einmal wird der Lesefluss dadurch an manchen Stellen aufgebrochen; dies ist jedoch bewusst so gestaltet. Jeder Faden wird im Laufe von knapp 30 Jahren wieder aufgenommen und auch zu Ende geführt. Somit braucht man zwar etwas, um sich an Rachmans speziellen Stil zu gewöhnen, aber man findet sich mit der Zeit gut hinein.

Mit den den meisten Charakteren, inclusive Tooly selbst, wurde ich persönlich nicht richtig warm. Sie ist oftmals total verloren, teilweise sehr naiv ,ohne Wurzeln und hält sich bewusst von ihren Emotionen fern, dass es mitunter einfach schwer zu lesen ist.

Es ist wie so oft, je tiefer man gräbt und ja mehr man über Menschen erfährt, umso hässlicher wird es. Toolys Vorstellungen, die einfach nicht sehr oft der Realität entsprechen, werden oft regelrecht in der Luft zerrissen. Zum Glück gab es dann zum Ende doch die eine oder andere positive Wendung.
So wirklich gepackt hat mich der Roman jedoch trotzdem nicht und lässt mich mit einer gewissen Ratlosigkeit zurück. Ich kann aus dem Buch schlichweg nichts mitnehmen. Stilistisch durchaus interessant, inhaltlich nicht richtig greifbar. Deshalb von mir nur eine eingeschränkte Leseempfehlung.