Leider nicht der Richtige für mich...

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mazapán Avatar

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Lange habe ich mich auf die Erscheinung von Tom Rachmans neuem Roman "Aufstieg und Fall großer Mächte" gefreut. Als ich endlich dieses Buch mein Eigen nennen durfte, konnte ich kaum erwarten, mit dem Lesen anzufangen. Ich wollte unbedingt alles über Tooly und ihre Buchhandlung in einem kleinen walisischen Dorf erfahren.

Für mich war es eine Überraschung, sehr früh feststellen zu müssen, dass diese Buchhandlung nur eine Phase in Toolys Leben war. Was für eine rastlose Existenz sie davor geführt hatte, konnte ich mir kaum vorstellen.

Tom Rachman erzählt uns auf drei unterschiedlichen Zeitebenen über Toolys Leben: als Kind, als junge Frau und als 33-jährige Eigentümerin eines Buchladens.
Bald wird dem Leser klar, dass Tooly unter ganz besonderen und sogar mysteriösen Umständen aufgewachsen ist. Da die Geschichte von Toolys Leben immer wieder von Zeitsprüngen unterbrochen wird, braucht der Leser ein gutes Durchhaltevermögen, bis er für die Mysterien rund um Tooly eine Erklärung gefunden hat.

Der Anfang des Romans hat mir sehr gut gefallen. Auch die ersten Zeitwechsel fand ich spannend und auf jeden Fall interessant, weil sie jeweils eine Tooly gezeigt haben, die ganz anders war, als die Buchhändlerin, die ich zuvor kennengelernt hatte. Leider wurde es für mich immer schwieriger, die Toolys der Vergangenheit in der einen Tooly der Gegenwart wieder zu erkennen, vor allem, weil es lange Zeit keine Verbindung zwischen den verschiedenen Zeitebenen zu geben schien. Mit zunehmend banaler werdenden Dialogen und langen Monologen, die hauptsächlich aus Allgemeinplätzen bestanden, wurde beim Lesen meine Geduld zusätzlich auf die Probe gestellt. Wenig Ausgleich zu diesen aus meiner Sicht etwas frustrierenden Umständen boten die Figuren. Auch wenn ich mich bemüht habe, konnte ich für Tooly keine Sympathien hegen, und die anderen Charaktere waren nichts anderes als zwielichtige Gestalten. Den ganz wenigen Figuren, die mir gefallen haben, hat Rachman nicht die Zeit gewidmet, die sie gebraucht hätten, um mehr in meinen Augen auffallen zu können.

Tom Rachmans "Aufstieg und Fall großer Mächte" war, trotz einer schönen Buchhandlung in einem schönen Ort irgendwo in Wales, nicht der richtige Roman für mich.