Tooly

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Tooly Zylberberg ist Anfang dreißig und nennt eine kleine, aber feine – und dennoch unrentable – Buchhandlung, das „Worlds End“, ihr Eigen. Da werkelt sie mit ihrem Angestellten Fogg herum, schwelgt in ihren anitquarischen Büchern und kümmert sich weder um die Zukunft, noch um die Vergangenheit. Doch dann erhält sie eine eMail von Duncan, einem lebenden Teil aus ihrer Vergangenheit. Er möchte dringend mit ihr über ihren Vater reden. Und Tooly begibt sich auf eine Reise – körperlich und geistig – die sie dazu zwingt, das zu sehen, was sie so lange erfolgreich ausgeblendet hat.

Anfangs meint man, das Buch handelt sehr viel über Bücher und deren Zauber. Tatsächlich aber kommen die Bücher nur am Rande vor. Tom Rachmann lässt den Leser eine unglaubliche Geschichte eines kleinen Mädchens lesen. Aufgeteilt in drei „Zeitzonen“: 1988. 1999 und 2011. Schnell merkt der Leser, dass Tooly nie wirklich glücklich war, nie wirklich die Chance hatte, ein völlig unbeschwertes Mädchen sein zu dürfen. Immer mehr fragt man sich, warum niemand sich wirklich um die kleine Mathilda gekümmert hat, sie wortwörtlich gerettet hat. Und man wundert sich, wie aus einem Menschen mit einem solchen Vorleben ein so wunderbarer Mensch hat werden können.

Wir Leser begegnen einer Reihe wirklich extrem außergewöhnlicher Menschen, die mit Tooly zu tun hatten. Das meine ich nun nicht nur positiv! Mir wird zu viel von schrägen Typen und zu wenig von der entsprechenden Zeitepoche erzählt. Die Hintergründe bleiben bis zum Ende unklar und vor allem – zumindest für mich – unsinnig. Alle tun, was sie tun, aber niemand ändert sich irgendwie und keiner stellt Fragen, hinterfragt oder verändert die Situation. Selbst mein Favorit, Humph, geht stur seinen einmal gewählten Weg, obwohl er Tooly wirklich liebt und wohl ihr einziger Schutz ist.

Vielleicht bin ich die falsche Zielgruppe? Wer weiß. Ich jedenfalls kann den vollmundigen Versprechungen auf der Rückseite des Buches nicht zustimmen. Deshalb bleibt mir nach reiflicher Überlegung nur, gutmütig aufgerundete drei Sterne zu vergeben. Empfehlen kann ich das Buch nur Lesern mit langem Atem und der Fähigkeit, irrwitzige Situationen einfach zu annehmen zu können, ohne zu fragen, warum niemand etwas daran ändert.