Auslöschung

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disasterrecovery Avatar

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Das besondere am Buch ist von Anfang an, die knisternde Atmosphäre. Man begibt sich als Leser mit dem Expeditionsteam auf unbekanntes Terrain, ohne zu wissen, was einen genau erwartet. Man hält sich innerlich ständig bereit, beim nächsten Schritt, um die nächste Ecke, etwas wundervolles, großartiges oder einfach nur grauenhaftes zu entdecken. Diese Anspannung hält konstant an. Die Stimmung im Buch ist durchweg bedrohlich.
Die Schreibweise des Autors ist sehr bildlich und stellenweise poetisch. Ich konnte mir die beschrieben Umgebung in Area X gut vorstellen und habe diese besonderen Textstellen sehr genossen.
Dem Team, bestehend aus vier Frauen, wurde geraten, keine Namen auszutauschen, da sich jede von ihnen auf das Wesentliche konzentrieren und in dieser Mission eine bestimmte Funktion erfüllen soll. Wenn man über einander redet, stelle ich mir das noch machbar vor, aber in Gesprächen untereinander so gut wie unmöglich. Die Ansprache der Charaktere über die beruflichen Titel war sehr gewöhnungsbedürftig.
Irgendwie hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass seitens der Psychologin eine bedrohende Stimmung ausgeht. Sie interessiert sich weniger für die Umgebung, sondern eher für die Mitglieder des Teams. Sie möchte alle unter Kontrolle haben.
Wie erwartet/ erhofft, stößt das Team schon bei den ersten Erkundungen auf ein merkwürdiges Phänomen. Besonders die Biologin strebt danach, dieses weiter zu analysieren, wobei ich ihre Schlussfolgerungen ziemlich aus der Luft gegriffen empfand. So völlig ohne Beweise, die die Wissenschaft doch eigentlich ausmachen.
Immer wieder kommen die vorhergehenden Expeditionen zur Sprache. Es ist die Rede von ehemals Beteiligten, die zwar zurückkehrten, jedoch ein völlig ungewöhnliches Verhalten an den Tag legten. Insgesamt erfährt man sehr wenig über Area X selbst. Ab einem bestimmten Punkt dreht sich die gesamte Handlung nur noch um diesen seltsamen Turm/ Tunnel. Auch sonst bleiben am Ende noch einige Fragen offen. Welche Rolle spielt die Organisation Southern Reach bei dem ganzen eigentlich? Und was zur Hölle ist das wirklich, das die Biologin da am Ende entdeckt hat? Ich habe wirklich lange darüber nachgedacht, konnte es aber mit meinem offensichtlich begrenzten Verstand nicht begreifen.

Fazit:
Wer auf Urban Exploring mit einer ordentlichen Portion Unerklärlichem steht, für den könnte das Buch etwas sein. Vom Feeling her musste ich bei dem Buch an Stephen King, LOST und Blair Witch Project denken, obwohl der Vergleich total hinkt. Wie soll ich das bloß zusammenfassen? Es ist eine Geschichte mit unerwarteten Wendungen, stellenweise unerwartet tiefgründig, aber auch ziemlich abgespaced mit einem unerwarteten Ende. Ich bin irgendwie durcheinander, aber verdammt gespannt wo das im Folgeband hinführt.
"Längst nicht alles, was uns passiert, lässt sich rational erklären." (S. 139)