Auslöschung - Buch 1 der Southern Reach Trilogie

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Eine alles überwuchernde Wildnis, die sich langsam ausbreitet und eine Expedition, die herausfinden soll, warum. Klingt schon von vornherein spannend. Ist es auch. Zwar gibt es am Anfang ein paar Ungereimtheiten, über die man einfach hinwegsehen muss: Wer schickt schon Expeditionen mit völlig veralteter Ausstattung (ohne Navi, Handy, AK 47) los und lässt sie über Details völlig im Unklaren, so dass jede einzelne wieder von vorne anfangen muss, ohne auf die Erfahrungen ihrer Vorgänger zurückgreifen zu können? Und welcher Militär würde – selbst im Zeitalter der Emanzipation – vier Frauen alleine ziehen lassen, ohne wenigstens einen Quotenmann? (Man würde wahrscheinlich eher mit bis zu den Zähnen ausgestatteten Hundertschaften ausrücken.) Das alles wird nicht ausreichend erklärt, was dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch tut. Das Buch ist total gut gemacht. Es erzeugt Gruseln und Gänsehaut, ohne ständig auf irgendwelche Brutalitäten angewiesen zu sein. In dieser Beziehung ist der Autor sehr einfallsreich. Würde es verfilmt werden, würde dieser Film – wie jeder wirklich gute seiner Art – gerade von dem leben, was man nicht sieht. Daneben schildert der Autor sehr eindrucksvoll die komplizierte Beziehung der Expeditionsteilnehmerinnen untereinander und erzeugt ein Geflecht aus Misstrauen und Beeinflussung. Man erkennt nie, wo der Autor eigentlich hin will. (Man fragt sich mittendrin, ob der Autor das selber schon weiß). Nichts ist vorhersehbar, er hat immer wieder eine neue gänsehauterzeugende Überraschung bereit. Auch fragt man sich irgendwann, wo eigentlich die Guten und wo die Bösen sind und ob es solche in diesem Buch überhaupt gibt. Das Ende, der Moment, in dem jemand um die letzte Ecke linst, ist – wie so oft bei einem derartig mächtigen Spannungsbogen – ein bisschen enttäuschend. Aber das macht nichts, es kommen ja noch zwei Bände. Ich muss sagen, ich freue mich schon sehr darauf, obwohl Fantasy eigentlich bisher nicht mein Ding war.