Abgefahrener Genre-Mix

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gisel Avatar

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Tom Sandmanns Leben verläuft nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte: Mit 48 Jahren erfährt er, dass sein angeblicher Sohn ein Kuckuckskind ist und die Mutter ihm den Kontakt mit dem Jungen vorenthält. Da beschließt er, seine böse Seite zu zeigen – mit dem Ergebnis, dass er mit dem Auto im Schaufenster des örtlichen Nachtclubs landet. Daraufhin schickt ihn sein Kanzleipartner auf einen Selbstfindungstrip in einer finnischen Blockhütte. Durch eine Doppelbelegung der Hütte lernt er die junge Nancy kennen, und sie bringt seine Gefühlswelt völlig ins Chaos. Doch auch wenn er Nancy widersteht, bleibt sie in seinen Gedanken und Träumen erhalten. Ist sein Schicksal mit dem ihren verknüpft, oder jagt er einem Traum nach?

Dieses Buch ist der Auftakt der 3Bee-Reihe rund um den Steuerberater Tom Sandmann. Viele Facetten werden darin aufgegriffen, mal ist er eher verletzlich, mal kehrt er eher den Macho heraus, mal dominiert die Liebe, ein andermal eher das Drama. Und immer wieder wird es märchenhaft und die Realität driftet ab ins Übersinnliche und Fantastische. Immer neue Wendungen lassen die Geschichte in eine andere, völlig unerwartete Richtung driften. So wirkt das Buch sowohl in den Personen wie auch in den Handlungen ab und zu völlig überzogen, darauf muss man sich erstmal einlassen. Dann aber kann man sich in einen Klamauk mit ein bisschen Tiefsinn versinken lassen. Mühsam zu lesen ist die Schreibmaschinenschrift, aber das soll wohl authentischer wirken. Etwas ratlos hinterlassen hat mich allerdings der Genremix, denn manche der ernsten Themen werden dadurch nur allzu oberflächlich gestreift, so dass letztendlich die Frage bleibt, wohin die Autorin den Leser führen will.

Ein Buch also, das sich nicht ernst nimmt, aber ernste Themen mit einbaut; Klamauk, der Nachdenkliches einbaut, aber nicht dominieren lassen will. Das polarisiert sicherlich: Es wird Leser geben, die damit nichts anfangen können, und andere, die sich auf dieses Buch mit Freude und einem Dauergrinsen im Gesicht einlassen können. Ich habe mich für den letzteren Weg entschieden und kann es allen empfehlen, die sich darauf einlassen wollen.