wunderschön

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sissidack Avatar

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Wie ich schon beim Schmökern der Leseprobe vermutet hatte, ist dieser Roman ein lesenswertes Werk. Der etwas verknöcherte Mitinhaber einer Kanzlei "wacht im Alter von 49 Jahren" eines Morgens auf und entdeckt, dass er mit seinem Leben vollkommen unzufrieden ist. Er hält sich für zu freundlich und beschließt, ab sofort ein echtes Arschloch zu sein. Zu einem späteren Zeitpunkt in der Handlung, muss er sich eingestehen, dass er ein solcher A-Chef schon längst ist. Herr Sandmann, so heißt unser Superexemplar eines älteren Herrn, lernt sich und seine Mitmenschen im Verlauf der Handlung kennen und schätzen bzw. nicht schätzen. Er, der bereits geschieden ist, denkt über eine junge Freundin, eine Arbeits-kollegin seines Alters (auch eine Freundin) und seine verflossene Gattin nach. Dabei erkennt er, dass jede dieser Frauen Vor- und Nachteile hat, sie aber trotzdem liebenswert sind. Herr Sandmann geht im Verlaufe des Romans durch Höhen und Tiefen des Lebens. Er liebt, er ist verliebt, er hat Angst, er wird enttäuscht, er wird von Freunden fallengelassen und wieder aufgefangen. Er erlebt den Tod seines besten Freundes und fast am Ende der Handlung auch den Tod seiner jungen Geliebten. Im Chaos dieses Lebens spricht seine ehemalige Frau einen Fluch gegen ihn aus (ist mir ehrlich gesagt, erst zum Ende aufgefallen). Dieser Fluch bestimmt - rückblickend betrachtet - Sandmanns ganzes Leben. Mehr als zehn Jahre begleiten wir ihn. Er ist ein Mensch, den ich einerseits liebenswert finde, weil er so durchschnittlich und mit Fehlern belastet ist wie jeder von uns. Seine anfängliche Arroganz, die doch sehr abstoßend wirkte, verliert sich im Verlauf des Romans - Gott sei Dank.
Vollkommen überrascht war ich von der Endlösung der Handlung. Scheinbar hat Sandmann den Fluch gebrochen und darf deshalb genau dort, wo er seine große junge Liebe gefunden hat - in einer einsamen Blockhütte in Finnland - sein Leben noch einmal aufnehmen und um die Erfahrungen der letzten zehn Jahre klüger geworden, neu gestalten. Schönes, wenn auch vollkommen unrealistisches Ende.
Insgesamt ist Sandmanns Geschichte sehr, sehr schön zu lesen. Alva Furisto hat gut abgeliefert und ein modernes Märchen toll abgeliefert.