Humorvoll, poetisch und inspirierend

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lisakira Avatar

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Barbarentage ist ein wunderbares, zu Recht preisgekröntes Buch.

Der Autor lässt eine Zeit zum Leben erwachen, die heute fern und romantisch erscheint. Wenn er beschreibt, wie er als gerade einmal Elfjähriger zusammen mit seinem gleichaltrigen Freund von seinen Eltern an irgendeiner Bucht abgesetzt wird, um dort den ganzen Tag lang zu surfen und erst am späten Nachmittag wieder abgeholt zu werden, fragt man sich unweigerlich: Wer würde seinen Kindern heute noch derartig viel Freiraum (und auch Risiko, ja) zugestehen? Und welche Konsequenzen hat die Tatsache, dass Eltern, die das täten, heute wahrscheinlich weitgehend als verrückt, wenn nicht verantwortungslos gälten?

Dem Autor hat es in seiner Persönlichkeitsentwicklung offenbar nicht geschadet. Er beschreibt sein jugendliches Ich mit sehr viel Bescheidenheit und Selbstironie... und findet wunderbare Komplimente, für die Personen, die ihm damals nahestanden und für die er Bewunderung hegte.

Die Tatsache, dass die Memoiren eindeutig vom Thema Surfen dominiert werden, tut dem Lesegenuss als Surf-Laie keinen Abbruch. Auch wenn man nicht jeden Fachbegriff versteht (die meisten sind jedoch in einem Glossar versammelt), so entstehen doch wunderbare Bilder vor dem inneren Auge - vom Meer, von Hawaii und Kalifornien, von sonnengebräunten jungen Menschen, die zu einer Zeit nach Freiheit suchten, als Tradition und Konservatismus noch sehr viel gesellschaftsbestimmendere Werte waren, als sie es heute sind. Man fühlt sich regelrecht inspiriert, selbst zu Abenteuern ins Ungewisse aufzubrechen, die Annehmlichkeiten der Zivilisation einmal hinter sich zu lassen und wieder mehr in unmittelbare Beziehung zur Natur zu treten - und damit vielleicht auch zu sich selbst.