Zwischen Schreibtisch und Surfbrett

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bavaria123 Avatar

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Barbarentage erzählt die Geschichte einer lebenslangen Leidenschaft, sie handelt vom Fernweh, vom wahren Abenteuern und den Versuchen, trotz allem ein Träumer zu bleiben. Ein Buch wie das Meer, atemberaubend schön.
(Siehe Rückseite des Covers)

Ich bin keine Surferin, keine besonders engagierte Schwimmerin...allgemein keine Wasserratte. So hatte ich schon ein wenig Zweifel, ob das Buch etwas für mich sein kann.
Eines vorweg. Hier geht es viel um das Element Wasser und viel um den Sport des Surfens. Teilweise sogar sehr viel. An manchen Stellen für mich auch zu viel. Aber im Gesamtpaket dieser Autobiografie gehört die Welt zwischen A-Frame, Chip-Shot und Weißwasser nun einmal unabdingbar dazu.
Das es sich wirklich um eine große Menge an Surfergeschichte handelt, zeigt schon das angefügte Glossar. Hier werden auf vier (!!!) wirklich ganz dicht bedruckten Seiten die verwendeten Fachbegriffe erklärt.
Ich habe das Gefühl, dass für den Autor das Surfen nicht nur Leidenschaft ist, sondern teilweise auch Sucht oder Mittel, mit verschiedenen Situationen klar zu kommen.

Abseits der Wellen findet der Leser dann aber doch auch noch einiges andere. William Finnegan hat ein Studium der Literaturwissenschaften sowie eines im Kreatives Schreiben an der University of Montana absolviert, diverse Länder bereist, als Englischlehrer in Kapstadt gearbeitet und Karriere als Journalist und Kriegsberichterstatter gemacht. Ein wirklich interessantes Leben wie ich finde und das ist auch spannend zu lesen. Dabei verknüpft er in seiner fast chronologischen Autobiografie die gesellschaftliche Veränderung und die politischen Denkweisen und Auswirkungen von den 50er Jahren bis zur Gegenwart. Es geht um ethnische Konflikte, Drogenkriminalität und Armut. In diesen Schilderungen lernt der Leser die unterschiedlichsten Menschen kennen, die Finnegan begegnet sind. Auch seine Familie ist natürlich involviert. Berührt hat mich dann auch die Beschreibung zum Tod seines Vaters Bill und seiner Mutter Pat.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen. Teilweise eher nüchtern und sachlich, dann aber auch amüsant und unterhaltsam. Bei den Surferlebnissen dann aber auch ausschweifend bis exzessiv.

Für Surfer und Wasserratten ist das auf jeden Fall ein Buch. Aber ich finde es ist ebenso ein lesenswertes Buch für politisch und zeitgenössisch Interessierte.