Dieser Luc Verlain ist anders!

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raeubertochter76 Avatar

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„Baskische Tragödie“ ist der vierte Teil um den Commissaire Luc Verlain, den es zurück in seine Heimat verschlagen hat, um sich um seinen kranken Vater zu kümmern und der dort die Liebe seines Lebens fand. Die Serie besticht durch ihre sympathischen Charaktere, dem Charme der Aquitaine und den kulinarischen Genüssen, die in die Geschichten eingearbeitet werden.
Handlung
In den ersten drei Bänden tauchten immer wieder kleine Begebenheiten auf – eine Postkarte hier, eine Warnung da, ein kleiner unbedeutend erscheinender Einbruch – die uns kaum merklich zur sehr persönlichen Geschichte dieses Bandes führten: Ein Psychopath treibt ein finsteres Spiel mit dem Commissaire und macht ihn vom Jäger zum Gejagten. Was ein wenig nach Jason Bourne klingt, hat durchaus Thriller-Elemente.
Und da haben wir auch schon mein anfängliches Problem: Ich mag nämlich eigentlich keine Geschichten, in denen der oder die Protagonist*innen zu Beginn denunziert werden und die restliche Zeit darum kämpfen, sich ihr Leben zurück zu holen. Das halte ich einfach nicht aus. Weder im Film noch im Buch. Daher ging mir dieser Band auch so an die Nieren, weil ich immer schneller gelesen habe, nur um endlich das erlösende Ende zu erreichen, an dem alles wieder gut wird. Dabei zog mich jedoch Oetkers Sprachstil (nicht überraschend) so in den Bann, dass ich unbedingt wissen wollte, wie es mit Luc Verlain weitergeht – obwohl ich eigentlich nicht weiter wollte.
Und mit der Auflösung hat mich der Autor dann auch echt drangekriegt. Während ich mich also die ersten zwei Drittel des Buches voll in den Kritikermodus gelesen habe – vollständig überzeugt, ich hätte alles durchschaut und der Autor könne eben nur Krimis, aber halt keine Thriller, purzelte ich auf den letzten Seiten ganz schnell wieder von meinem hohen Ross, denn natürlich kann er es – er hat mir als Leserin sogar alles in die Seiten gelegt, was es gebraucht hätte, um die Hintergründe zu erraten. Ich habe mir also eher selbst ein Bein gestellt und muss das Buch definitiv noch einmal lesen.
Denn was wegen meiner steigenden Empörung leider nicht zu mir durchdringen konnte, sind die Atmosphäre und die kulinarischen Leckerbissen, die natürlich auch hier nicht fehlten. Doch durch die Seiten getrieben von diesem: „das darf doch wohl nicht wahr sein“, konnte ich beides nicht genießen. Und da muss ich dann auch ganz ehrlich sagen: Thriller zusammen mit Atmosphäre und Kulinarik, das funktioniert für mich einfach nicht.
Wenn ihr genauso durch die Geschichte rauscht wie ich, lest bitte noch den Dank des Autors am Ende des Buches, denn damit macht Alexander Oetker noch im Anschluss Lust auf San Sebastián.
Vermisst habe ich die Ermittlungen im Team. Anouk kam kaum vor, ebenso wie die anderen liebgewonnen Charaktere. Es las sich eher wie eine Art Alleingang von Luc. Das muss man schon mögen.
Fazit
Ja, ich habe einen Krimi erwartet und ja, es las sich wie ein Psychothriller. Aber es lohnt sich, ihn zu genießen und keine Zeile zu überfliegen, nur weil man es nicht aushält – denn ich kann euch beruhigen: Alles wird gut.
Wer die Reihe mag, sollte auch diesen Band nicht auslassen.