Neuanfang.

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laberlili Avatar

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Seit ihrer "Glasbläserin" zählt Petra Durst-Benning zu meinen liebsten deutschsprachigen Autoren historischer Romane; dazu trägt nicht zuletzt bei, dass auch ihre Reihen immer so aufgebaut sind, dass sie andere Figuren fokussieren und es durchaus auch möglich ist, erst "mittendrin" einzusteigen: Auch "Bella Clara", dritter und letzter Teil der "Jahrhundertwind"-Serie, scheint sich auf den ersten Blick auch problemlos von den Lesern konsumieren zu lassen, die bisher weder "Die Champagnerkönigin" noch "Solang die Welt noch schläft" kennen: Doch die beiden Protagonistinnen jener Romane findet man nun auch in "Bella Clara" an Claras Seite wieder, sind die Frauen doch durch Freundschaft eng verbunden. Persönlich kenne ich nun die beiden vorhergehenden Romane bereits, aber ich meine doch sicher sagen zu können, dass man anderenfalls hier auch eher weniger das Gefühl haben dürfte, Wesentliches verpasst zu haben. Was der unbedarfte Leser doch wissen müsste, erzählt Durst-Benning meiner Leseerfahrung ohnehin nochmals.

Natürlich bin ich auch an Claras Geschichte interessiert; Durst-Benning versteht es immer tadellos, ihre Protagonistinnen in einem historisch sehr korrekt recherchierten Umfeld stark und selbstbewusst auftreten zu lassen und ich lese sehr gerne die Geschichten der das Zeitgeschehen "ummodelnden" und "aufbrechenden" Frauen. In "Bella Clara" geht es nun also um Clara, die mit einer List die Scheidung von ihrem gewalttätigen und herrschsüchtigen Ehemann erzwingt anstatt ihm, wie gemeinhin erwartet, diesem weiterhin "untertan" zu sein und die in Folge eigentlich alles verliert und nun vor dem Nichts steht, welches sie in einen Neuanfang verwandeln will.
Die Leseprobe macht mich schon neugierig darauf, ob ihr das gelingen wird, wo und wie sich professionalisieren wird, ob es ihr gelingt, ihre Kinder zurückzugewinnen - und auch ob ihr (Ex)Mann ggf. noch das ernten wird, was er jahrelang gesät hat.

Allerdings empfand ich Claras Ausweinen bei ihren Freundinnen nun als unnötiges Lamentieren bzw. ich konnte nicht nachvollziehen, warum sie, doch schon längst vom Mann getrennt lebend und bei einer Freundin untergeschlüpft, nun nach der Scheidung erst ihren Vertrauten die ganze Wahrheit erzählt - und fand diese längere "Rede" doch auch etwas ungewöhnlicher für ein Durst-Benning-Werk.