Werde, die du bist (v. Hedwig Dohm)

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ayasha Avatar

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"Werde, die du bist" - mit diesen Worten trifft Hedwig Dohm mitten ins Herz und es ist nicht von ungefähr, dass Petra Durst-Benning, dieses Zitat als Widmung gewählt hat. Ihrer Protagonistin Clara steht aber noch ein langer, beschwerlicher Weg zu "ihrem Sein" bevor.
Berlin, 1906. Die Frauen haben noch keine eigenen Rechte und so müssen Ehefrauen, die von ihren Männern geschlagen und gedemütigt werden zu ungewöhnlichen Mitteln greifen. Wie verzweifelt musste auch Clara gewesen sein, um ihrem Mann eine Affäre vorzutäuschen. Nach einer entsprechenden Gerichtsverhandlung ist Clara zwar frei – frei von den Fesseln einer schrecklichen Ehe, in der sich der nach aussen so integere Arzt Gerhard Gropius mehr als einmal an ihr vergriffen hatte. Er schafft es aber, ihr auch die Kinder und die Apotheke, die sie von ihren Eltern geerbt hatte, wegzunehmen, so dass Clara nun völlig mittellos dastand.
Petra Durst-Benning schafft es mit ihrer intensiven Erzählweise bereits auf den ersten Seiten mich für ihre, sprich Claras Geschichte einzunehmen. Während der Gerichtsverhandlung sass ich als Leser mit einem dicken Kloss im Hals mitten unter den fürchterlichen Klatschweibern, die sich über die arme Arztgattin das Maul zerreissen. Die Figuren sind sehr farbig und lebending gezeichnet, so dass ich nur die Hand auszustrecken bräuchte, um sie zu berühren – Kopfkino vom Feinsten. Ich glaube, ich muss gar nicht mehr erwähnen, dass ich schon sehr gespannt darauf bin, wie Claras Geschichte weitergeht. Das Buch steht jedenfalls bereits ganz oben auf meiner Wunschliste.