Der Eins-in-einer-Million-Junge

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gisel Avatar

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Nach dem Tod seines elfjährigen Sohns übernimmt Quinn dessen Besuche bei der 104jährigen Ona. Dabei fühlte sich Quinn nie wirklich als guter Vater, er konnte fast nichts anfangen mit diesem Jungen, der alles zählte und in Zehnerpaketen sammelte, aber keinen Sinn für die Musik hatte, für die Quinn selbst lebt. Zweimal waren Quinn und Belle, die Mutter seines Sohnes, verheiratet, zweimal hat Quinn den Versuch gemacht, Familie zu leben. Aus dem schlechten Gewissen gegenüber seinem toten Sohn übernimmt er dessen Pfadfinderaufgabe, wöchentlich Ona zu besuchen und für sie kleine Arbeiten zu erledigen. Nach und nach nähert er sich Ona an, erfährt von den Plänen, die Ona von dem Jungen übernommen hat, nämlich ins Guinessbuch der Rekorde zu kommen. Dafür braucht sie aber Unterstützung, und während sie diese von Quinn, später auch von Belle erhält, verändert sich das Leben aller Beteiligten. Quinn und Belle lernen, ihre Trauer zu bewältigen und im Leben neu Fuß zu fassen, und zwischen Ona und Quinn entwickelt sich eine leise Freundschaft.
Ona selbst wird als schrullige alte Frau dargestellt, die einen versteckten Sinn für Humor hat, aber manchmal etwas bärbeißig daherkommt. Als Leser fragt man sich immer wieder, was sich auch Quinn als Frage stellt, nämlich wie sich zwischen dem 11jährigen und der 104jährigen eine Freundschaft entstehen konnte: Es war der gegenseitige Respekt und das Interesse am anderen, das sie verband. So sehr, dass der Junge die alte Frau zum Erzählen ihrer Lebensgeschichte wie auch zu neuen Perspektiven bringen konnte.
Es sind die leisen Töne in diesem Buch, die den Leser ansprechen, die sich immer wieder auftun und ein Heilen der verletzten Gefühle aller Protagonisten entstehen lässt. Obwohl der Junge nicht mehr lebt, entwickelt er einen gewaltigen Einfluss auf seine Familie, zu der bald auch Ona zählen wird.
Manchmal wirkt das Buch etwas langatmig, und doch würde etwas von seinem Charme verloren gehen, wenn man es kürzte. Die Übersetzung des Titels finde ich nicht so gelungen, ich kann mich besser wiederfinden in einer wörtlichen Übersetzung „Der Eins-in-einer-Million-Junge“. Das Coverbild erklärt sich leider erst, wenn man über die ersten Seiten des Buches hinaus ist, ansonsten finde ich es eher unscheinbar, so dass mir das Buch in der Buchhandlung nicht wirklich ausgefallen wäre.
Dieses Buch empfinde ich als etwas Besonderes, es ist aber durchaus gewöhnungsbedürftig vom Aufbau und vom Schreibstil her. Wer sich auf ein Buch abseits des Mainstream einlassen kann, wird hiermit sicher ein besonderes Lesevergnügen genießen dürfen.